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Die Galerie Nicola von Senger freut sich, ihre erste Einzelausstellung Olaf Breunings präsentieren zu können. Im Mittelpunkt dieser Ausstellung steht Breunings bisher ambitionierteste, kunst- und eindrucksvollste Videoinstallation „Home,“ für die er zugleich als Autor, Regisseur, Produzent, Set- und Kostümdesigner, Location Scout, Komponist, Herausgeber und Kameramann agierte. Ausserdem gibt die Installation der neuen Monographie „Home“ (jrp | ringier) über Breunings Gesamtwerk ihren Titel.

„Home“ ist eine Doppelprojektion, die den Protagonisten einerseits, in schwarz-weiss, als Erzähler auf einem seltsamen Hotelzimmer verweilend, und andererseits, in farbigen Episoden ohne kausalen Zusammenhang oder temporale Sequenz, die Welt bereisend zeigt. Es scheint offensichtlich, dass die Handlung der Farbprojektion dem Gedankengut des Erzählers entspringt, wobei Paralleldarstellungen Bild und Ton von einer Leinwand auf die andere übergreifen lassen. Darin erscheint der Protagonist in verschiedenen Rollen (als Obdachloser, Cowboy, Tourist, etc.), der sich in ebenso vielfältiger Umgebung auf der Suche nach einer Heimat / einem Zuhause (das englische home ist konnotationsreicher) befindet. In einer parodistischen Wildwest-Szene wird er dementsprechend als „culture hopper“ beschrieben, der umherreist und den Grund sucht, weshalb er nirgendwo reinpasst. Bereits die erste Szene, in der sich der Protagonist im Traum als Zombie sieht, suggeriert seine problematische Beziehung zur Aussenwelt. An „natürlich“ exotischen Orten wie auf dem Machu Picchu, oder an „kulturell“ exotischen Orten wie dem venezianisch-inspirierten Venetian Hotel in Las Vegas, unterliegt die Szenerie einzig und allein der Logik der Konsumgesellschaft, die Orte weniger sich selber ähneln lässt, als deren Darstellungen in Reiseprospekten und den Medien. Somit beschreibt das Träumerisch-Zombiehafte auch gleich die Welt an sich als realitätsfremd; sie besteht aus Requisiten. Das Hotelzimmer der schwarz-weiss Projektion hat ähnliche Qualitäten. Es ist per Definition ein temporäres Domizil, eine Schwelle, die weder hier noch da ist. Des Erzählers schwerfällige und desorientierte Bewegungsart in diesem Umfeld, dessen Zeitweiligkeit und dessen unharmonisches Dekor, weisen allesamt auf die Fremdheit dieses Ortes. Die pseudoviktorianischen Möbel und Jugendstil Details des Zimmers bieten dem Erzähler, der an keinem Ort so richtig hineinpasst, gerade weil auch hier nichts zusammenpasst, einen passenden Ankunftsort. Dieser postmoderne Verkehrsknotenpunkt, der verschiedene Kulturgüter miteinander verbindet und Menschen von der Aussenwelt trennt, stellt den Mangel an kommunaler Zusammengehörigkeit und die Auflösung der Identität, der Erodierung der Grundwerte des Daheimseins, bloss.

Gregor Staiger, Dezember 2004 Pressetext

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Olaf Breuning "home"