PAC Milan °

Padiglione d´Arte Contemporanea | 14, Via Palestro
20121 Milan

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artist / participant

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Eröffnung Samstag, 13. September 2008, 18:30 Uhr

In Anlehnung an den Titel eines Buches von Samuel Beckett konstruiert Olaf Nicolais Ausstellung im Padiglione d’arte contemporanea eine thematische Kontinuität zwischen den zwei ausdrücklich für diesen Anlass konzipierten Installationen. Unmittelbar hinter dem Eingang im Erdgeschoss umstellt eine Bastion aus Holzpaletten, unter denen sich eine Reihe zufällig blinkender, gelber, roter und blauer Neonlichter befindet, einen Plattenspieler, der in ständiger Wiederholung einen kurzen Track einer alten Spandau Ballet LP spielt: Through the Barricades. In der ersten Etage des PAC befindet sich eine metallische Konstruktion, auf der ein Scheinwerfer montiert ist: Dieser Scheinwerfer wird von einem Computer gesteuert, so dass er – während er um die Konstruktion und um sich selbst rotiert – eine komplexe luminöse Choreographie auf die Wände, Decke und den Boden dieses großen leeren Raums projiziert.

Als einer der originärsten Künstler Europas der letzten zehn Jahre bekannt, untersucht Olaf Nicolai die Schichtungen von Geschichte, Politik, Philosophie und Symbolismus in zeitgenössischer Kultur auf unvermutete und erstaunliche Art und Weise, und vereint dabei große konzeptionelle Komplexität mit starker, expressiver Eloquenz. Durch das Erschaffen neuartiger und überraschender visueller Gebilde macht Nicolai die künstlerische Tätigkeit selbst zu einem genuinen Mittel des Verständnisses und der Akzeptanz einer ästhetischen Dimension und einer immateriellen Welt der Gedanken, indem er das Gedächtnis und die subjektive Identität, ihre Beziehung zu anderen Identitäten und die uns umgebende Realität mit einbezieht.

Die Stadt Ferrara, mit ihrem exzeptionellen künstlerischen und urbanen Erbe und einem Stadtbild, das untrennbar mit der metaphysischen Malerei, dem Kino und der Fotografie des 20. Jahrhunderts verknüpft ist, wird daher zum Ansatzpunkt dieser Ausstellung. Die Stadt mit all ihrer komplexen politischen Geschichte (dem Aufstand der Arbeiter und den Barrikaden zu Beginn des Jahrhunderts und ihre Unterdrückung im Zuge der anbrechenden Ära des Faschismus; der industrielle Wiederaufbau nach dem Zeiten Weltkrieg) wird nicht nur um ihrer Substanz als künstlerische Erfindung willen, sondern auch als externe Realität evoziert, und wird dadurch zur idealisierten Kulisse und Projektionsfläche einer imaginierten Geschichte. Die phantasmagorische Leuchtkraft, die Olaf Nicolai hier erschafft, wird als Mittel präsentiert, den Ort der Ausstellung zu entmaterialisieren und die Wahrnehmungserfahrung des Betrachters in eine totale Immersion zu verwandeln, ein momentanes Aussetzen dank dessen es – wie auch bei Becketts visionärem Text – möglich wird, alle Sinne und Gedanken zu verschmelzen.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog / Künstlerbuch mit einer Serie von “Iris”-Farbdrucken, hergestellt mittels einer Technik aus den Sechziger Jahren, die oftmals für Publikationen der sogenannten Gegenkultur dieser Zeit benutzt wurde.

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Olaf Nicolai
Pour // finir // encore