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Eröffnung: Freitag 7. März 2008. 19 Uhr

Die Ausstellung „Les Chaperons“ ist die mittlerweile vierte Einzelausstellung von Olaf Quantius in der KUTTNER SIEBERT Galerie. Wie immer geht es natürlich um Malerei. Das gleichzeitige Akzeptieren und Leugnen des Mediums Malerei ist ebenso Thema, wie Mittel. Dieser Dualismus liegt auch den gewählten Motiven und dem formalen Vokabular zugrunde: die dargestellten Personen sind in schicksalhafter Weise zu Paaren vereint, die abstrakten Arbeiten basieren auf einer gespiegelten Komposition, oder formale Mittel, wie etwa pastose oder gesprayte Flecken, gehen aus sich hervor, bzw. ziehen ihren Schatten nach sich. Les Chaperons - die Begleiter - hießen während der Tour de France 2007 die Personen, die als Dopingkontrolleure jeden Fahrer vor und nach dem Rennen begleiteten, um eventuellem Betrug vorzubeugen. „Der Urbegleiter - Requiem für ein verworfenes Organ“, so überschreibt Peter Sloterdijk das fünfte Kapitel des ersten Bandes seiner Sphären-Trilogie. Im Zusammenhang mit seinen Überlegungen zur Plazenta entstand 2005 das Gemälde „Wächter“, welches nun, in Umkehrfarben gemalt, den Ausgangspunkt der Serie Les Chaperons bildet. Es zeigt zwei Stammeskrieger der Insel Neuguinea, die in mehrfacher Hinsicht das Thema des Begleiters aufgreifen: zunächst die Tatsache, dass es sich um zwei Krieger handelt. Der eine begleitet den anderen, gibt ihm vielleicht Moral und Deckung. Des Weiteren markiert die Farbigkeit und die Rückbeziehung auf die Arbeit von 2005 das Phänomen eines Negativ, in und vor dem sich das Positiv bildet. Schließlich verweist die Tatsache, dass es sich um Krieger einer von der Zivilisierung verschonten Welt handelt, auf einen archaischen Raum, in den der fötale Prozess der Subjektwerdung zu verlagern ist, und den sie gleichsam bewachen. Die Wolldecken, mit welchen ein Teil der Wände und der Vitrinensockel verkleidet sind, sind in diesem Sinne als Derivat jener schutzbringenden, umhüllenden zweiten Haut zu verstehen. Auf ebenso komplementierende Weise finden die Kleiderrolle und die tibetische Gebetsmühle in der Ausstellung zusammen. Trotz ihres mechanisch ähnlichen Funktionsprinzips, entstammen sie doch völlig unterschiedlichen Kontexten und führen ebenso zu der Zivilisation, die uns nicht genügt, wie zu der archaischen Welt, die wir nicht mehr erreichen. Die Objekte veranschaulichen somit auch jenes Empfinden, welches der eingangs erwähnten Gleichzeitigkeit von Akzeptanz und Leugnung, von Lust und Zweifel der Malerei zugrunde liegt.

Arbeiten von Olaf Quantius sind zudem noch bis zum 13. April 2008 in der von der Basis Wien kuratierten Gruppenausstellung „aus einem malerischen Land“ im Hangar7 (Salzburg, A) zu sehen, ferner vom 25. Mai bis 22. Juni 2008 Werke in der Gruppenausstellung „Backdraft“ im Ausstellungsraum Klingental (Basel, CH).

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Olaf Quantius
Les Chaperons