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Zug, 11. Juni 2004 - Mit einer grossen Ausstellung setzt der in Berlin tätige, dänisch-isländische Künstler (geb. 1967) seine 2003 begonnene Kooperation mit dem Kunsthaus Zug im Rahmen von Projekt Sammlung fort.

Seit 1996 verfolgt das Kunsthaus Zug erfolgreich solche mehrjährige Sammlungsprojekte mit internationalen Künstlern, fallweise auch unter Einbezug des öffentlichen Raumes. Prozessualität, Ortsbezug, Kontinuität, Kommunikation mit dem Publikum, Kulturaustausch, Vergänglichkeit und Nachhaltigkeit spielen dabei eine wichtige Rolle. Veränderte museale Rahmenbedingungen sollen aussergewöhnliche künstlerische Projekte für das Hier und Jetzt ermöglichen. Der materielle Besitzgedanke tritt zurück, ein erweiterter Sammlungsbegriff. Von 1996 bis 1999 waren Tadashi Kawamata (Japan) und Richard Tuttle (USA) in Zug aktiv, von 1998 bis 2002 Pavel Pepperstein (Russland) und Gäste.

Eliasson beschäftigt sich intensiv mit Fragen der Wahrnehmung und entwickelt mit Wissenschaftlern, Technikern und Architekten neuartige und vielfältige Arbeiten, die weltweite Beachtung finden. Sie sind weniger als Objekte zu verstehen, vielmehr als Versuchsanordnungen, die den Betrachter einbeziehen, um sein Sehen bewusst zu machen. Man erlebt sich selbst als Teil permanenter Bewegungs- und Veränderungsprozesse. Ein wichtiger Erfahrungshintergrund des Künstlers ist die sich schnell und radikal verändernde Natur auf Island.

Unter dem Titel The Body as Brain begann Eliasson Ende 2003 die Kooperation mit dem Kunsthaus Zug. Der Verlauf des Projekts konkretisiert sich prozessartig, geleitet vom Bild des Museums als Labor.

Unerwartet startete Eliasson mit einer von ihm konzipierten Zeitung, die an die Mitglieder der Zuger Kunstgesellschaft, Medienvertretern und Freunde verschickt wurde. In einem zweiten Schritt wurde im März mit der Zeitung eine Wandinstallation im Cafeteria-Raum realisiert. Sie durchläuft gleichsam verschiedene Aggregatszustände: Man kann sie zuhause in den Händen halten, sehen, blättern und lesen, sogar einen kristallinen Körper daraus machen (Multiple), sie aber auch als Teil der Museums-architektur räumlich erfahren. Mit der aktuellen Ausstellung setzt Eliasson den initiierten Prozess fort und fächert sein aktuelles künstlerisches Schaffen exemplarisch auf. Es reicht von Lichtarbeiten, fotografischen Projekten bis zu architektonischen Arbeiten und Ausstellungsinstallationen. So unterschiedlich diese zunächst sind, so bieten sie dem Betrachter, der einen durchdachten Parcours abschreitet, verschiedenartige Erfahrungsmöglichkeiten. Dabei geht es stets um die bewusste Rückkoppelung des eigenen, vom Künstler gesteuerten Sehens an den eigenen Körper. Dies wird gerade durch spielerische Irritationen bewusst, etwa wenn man in einen Spiegel sieht oder unerwartet auf einen illusionistischen Steinbboden tritt. Visuelle Erfahrung und Körpererfahrung divergieren und werden in ihrer Wechselwirkung gerade dadurch bewusst. Wer genau hinsieht, erkennt überdies den strukturellen Zusammenhang des Bodenornaments bzw. der Backsteinwand mit der Zeitung in der Cafeteria: neue Aggregatszustände derselben Bildzeichen. Der isländische Lavastein des Bodens korrespondiert auch mit den fotografischen cartographic series, die auf alten Satellitenaufnahmen von Island beruhen: Was man an einer Stelle des Parcours aus Distanz betrachtet, darauf steht man an anderer Stelle gewissermassen selbst.

Im Zentrum der Ausstellung steht der spektakuläre Modellraum des Künstlers. Eine eigene Installation, die aus rund 200 Modellen besteht, die Eliasson in enger Zusammenarbeit mit dem Mathematiker Einar Thorsteinn entwickelte. Das inszenierte Labor gibt einen Einblick in die künstlerisch-wissenschaftliche Grundlagenarbeit für unzählige, bereits realisierte oder noch unverwirklichte Werke. Die Installation ist erstmals in Europa zu sehen und enthält allerneuste Modelle aus dem Berliner Studio. Sie wird für die Dauer des Projekts in Zug bleiben und laufend mit neuen Arbeiten ergänzt werden. Im Nebenraum lädt der Künstler die Besucher mit einer neuen Arbeit ein, eigene Ideen mit Legosteinen umzusetzen. Eliassons Projekt Sammlung wird im nächsten Jahr fortgesetzt. Pressetext