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Das Kunstmuseum Wolfsburg hat sich in den vergangenen zehn Jahren seines Bestehens immer wieder in Einzelausstellungen jungen avancierten künstlerischen Positionen gewidmet. Zu seinem 10jährigen Geburtstag zeigt das Kunstmuseum nun eine umfangreiche Ausstellung von Arbeiten des 1967 in Dänemark geborenen Künstlers Olafur Eliasson, der bereits im Jahr 1999 mit einer Arbeit in der Ausstellung German Open: Gegenwartskunst in Deutschland vertreten war.

Seither wurde Eliasson international große Aufmerksamkeit zuteil. Auf der 50. Biennale di Venezia im Jahr 2003 bespielte der Künstler mit einer raumgreifenden Installation den gesamten Pavillon seines Heimatlandes und kürzlich fand seine Installation The Weather Project in der Turbinenhalle der Tate Modern in London mit 2,2 Millionen Besuchern international große Beachtung.

Olafur Eliasson hat mit seiner Bearbeitung von optischen und physikalischen Phänomenen, wie sie aus der Natur und den Naturwissenschaften bekannt sind, die gegenwärtige Diskussion zur Naturerfahrung entscheidend geprägt. Seine Auseinandersetzung mit Aspekten der menschlichen Wahrnehmung und der Naturgesetze zielt auf die Frage unserer Vorstellung von Natur ab und reflektiert dabei die technischen Hilfsmittel, die wir zu ihrer Beobachtung und Darstellung benutzen. Dabei konstatiert Eliasson vor allem, dass jede Naturerfahrung unter bestimmten Prämissen gemacht wird. Gijs van Tuyl sagt zu den Arbeiten Eliassons: " In seinen Darstellungen sind die Arbeiten absolut visuell oder sinnlich, und haben nichts von einer toten dokumentarischen Präsentation oder akademischen Ideenkunst. Schlüsselwörter für seine Annäherung sind Wahrnehmen, Fühlen, Sehen, Spiegeln, Umgebung, Reflexion, Vermittlung, Bewegung, Kondition, Evolution, Raum, Zeit und Bild." Mittels seiner Installationen und "Geräten zur Wirklichkeitswahrnehmung", lässt er künstliche Landschaften, klimatische oder biologische Abläufe sowie Licht- und Farbphänomene entstehen, mit denen die traditionelle Differenz zwischen Natur und Kultur und deren Grenzen hinterfragt wird. Diese Fragestellung ist heute von größerer Aktualität denn je, da in einer Zeit, in der das Verhältnis zur Umwelt sowohl durch die Medialisierung unserer Wahrnehmung als auch durch das Bewusstsein fundamentaler ökologischer Verluste geprägt ist, stellt das Nebeneinander von Natürlichkeit und Künstlichkeit in Eliassons Werken unsere Vorstellung von authentischer Naturerfahrung in Frage.

Innerhalb des noch relativ jungen Werkkomplexes nehmen die Arbeiten, die sich im weitesten Sinne mit den verschiedensten Erscheinungsformen von Licht auseinander setzen, einen zentralen Stellenwert ein. Zu ihnen zählen auch die Spiegelarbeiten, von denen einige im dänischen Pavillon auf der 50. Biennale in Venedig unter dem Titel "The Blind Pavilion" zu sehen waren.

Die Ausstellung besteht aus 13 weitgehend großräumigen Arbeiten. Die Spannweite der Exponate reicht von den Scheinwerferarbeiten (1991) bis zu neuen Arbeiten, die Eliasson für diese Ausstellung entwickelt hat. Mit Scheinwerfern, Projektionen, Spiegeln und Farbfiltern, Farbeffektfiltern, Nebel und optischen Linsen werden alle wesentlichen Aspekte dieser Thematik im Werk von Eliasson zur Geltung kommen.

Eliasson bezieht in seine Arbeit immer die Ausstellungsbesucher, ihre sinnliche Wahrnehmung, Reflexion, Erinnerung und ihre Projektionen mit ein. Sie verändern durch ihre Anwesenheit die Installationen, nehmen Einfluss auf den Ablauf von Ereignissen und werden sich ihrer Wahrnehmung und ihrer selbst als Wahrnehmende bewusst. Diese Beziehung wird auch in dem sich wiederholenden „your“ in den vom Künstler gewählten Ausstellungs- und Werktiteln deutlich: „Your windless arrangement“, „Your sun machine“, „Your strange certainty still kept“ oder „Your compound view“. Das Publikum erhält ein Angebot, ein “Geschenk”, und ist mitverantwortlich, es anzunehmen und zu nutzen. Eliasson beschreibt dieses Verhältnis wie folgt: „Das Publikum ist das Werk, da alles andere sich stets verändert.“ So versteht sich auch der für die Wolfsburger Ausstellung gewählte Titel einerseits als Aufforderung an der Besucher und als Angebot, gleichzeitig spielt er jedoch mit dem Begriff des „Lighthouse“, welcher im Englischen „Leuchtturm“ bedeutet und so das Kunstmuseum in ein „Haus des Lichts“ – mit allen metaphorischen Konnotationen -umwidmet..

Zur Ausstellung erscheint eine Publikation mit einem Vorwort von Gijs van Tuyl, Texten von Holger Broeker, Jonathan Crary, Richard Dawkins und Annelie Lütgens sowie einem Werkverzeichnis der »Arbeiten mit Licht« von Holger Broeker. Der Katalog umfasst 192 Seiten mit ca. 260 farbigen Abbildungen. Pressetext

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Olafur Eliasson - Your Lighthouse
Arbeiten mit Licht 1991 – 2004