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Michaela Meliáns Rauminstallation Life as a Woman (2001) handelt von der berühmten Filmschauspielerin Hedy Lamarr. Während in der Mitte des Raumes eine mit Satin umhangene Holzkonstruktion ein U-Boot andeutet, läuft an den Wänden entlang ein Stempelfries, dem zwei bearbeitete Standfotos aus Filmen von Hedy Lamarr zu Grunde liegen. Eine Chronik beschreibt das Leben Hedy Lamarrs, die eine verschlüsselte Funkfernsteuerung zur Torpedolenkung entwickelte, deren Realisierung nicht wie von ihr erhofft gegen Nazideutschland und Japan eingesetzt wird, sondern erst 1962 in der Entwicklung abhörsicherer Telekommunikation Anwendung findet.

„In der vorgeblich filmischen Bewegung der alternierenden Porträts der Filmschauspielerin und der Starrheit des U-Boot-Objekts reiben sich zwei unterschiedliche Prinzipien: die glamouröse, den Mann durch ihre unbedingte Hingabe, als laszive Inszenierung bedrohende Frau - es ist der animierte Mythos des Idols, der nur solange er entstofflicht bleibt seine Wirkung entfalten kann - und die es mit dem männlichen Genie aufnehmende Frau, die Erfinderin, die in die männliche Domäne eindringt und dadurch ähnlich bedrohlich wirkt.“ (Frank Wagner)

Chat(t)er Gardens. Stories by and about Filipina workers von Moira Zoitl ist ein seit 2002 andauerndes Projekt, das sich mit der Situation von Arbeitsmigrantinnen in Hongkong beschäftigt. "Jeden Sonntag" schreibt Moira Zoitl, "versammeln sich mitten im renommierten Finanz- und Shoppingdistrikt Hongkongs zehntausende Migrantinnen aus Süd- und Südostasien. Ausgestattet mit Kartons, Decken und Plastikplanen richten sich die Frauen vor Ort häuslich ein, spielen Karten, essen gemeinsam und erfüllen den Raum mit ihren Gesprächen. Dieses eindrückliche Zeichen der Frauen, den öffentlichen Raum für einen Tag in Besitz zu nehmen, war Auslöser für das Projekt.“ Audio- und Videodokumente und der Newsletter/01 mit dem Titel Street Actions (2005) dokumentieren die politischen und sozialen Aktivitäten der Migrantinnen auf der Straße. Möglichkeiten der Resistance gegen ausbeuterische Systeme zeigt die philippinische Aktivistin und Künstlerin Corazon Amaya-Canete: Im Rahmen des Projekts von Moira Zoitl werden Fotoarbeiten der philippinischen Künstlerin gezeigt, in denen sie Formen des Widerstandes gegen migrationsfeindliche Gesetze der Hongkonger Regierung dokumentiert.

In ihrer neuen Videoarbeit führt Manuela Mitterhuber ihre „Auseinandersetzung mit der Frage nach der Ambivalenz flexibilisierter Gender-Konzepte und dem scheinbar damit verbundenen Handlungspotenzial innerhalb einer neoliberalen Individuierungspraxis fort. Damit stellt sich die Frage, ob uns (frei nach Tove Soiland) die Verführung durch einen in Aussicht gestellten Raum unendlicher Möglichkeiten die Zumutung beständiger Selbstmodulation als Selbstverwirklichung erfahren lässt oder nicht.“ (Manuela Mitterhuber)

Carola Dertnig führt ihre Beschäftigung mit dem Aktionismus weiter: eine Arbeit, die sie schon für die Ausstellung „Equivok“ in der Wiener Secession 2004, begonnen hat. „Geschlechterrollen und Identitäten werden anhand der Person Lora Sana (62, Aktionistin, Produzentin biologischer Kosmetik) auf fiktive Dokumentation, Erinnerung und Erzählbarkeit von Geschichte hin überprüft. Die unterschiedlichen Quellen und Materialien wurden teilweise belassen, teilweise umgeschrieben und ergänzt. Als Fotografien konzipiert werden die Arbeiten zu einem um neue Inhalte erweiterten, aktionistischen Dokument. Der Ausstellungsbeitrag kreist aber nicht nur um den heterosexuellen Aspekt der Aktionisten, sondern fragt auch nach den herrschenden Machtstrukturen in Sprache und Gesellschaft.“ (Carola Dertnig)

Das Studio der 5020 wird von Elke Zobl gemeinsam mit Stephanie Müller als 'A grrrl zine lounge‘ gestaltet. „Im Gegensatz zum postfeministischen Mythos, dass Feminismus an sich ‚tot‘ sei und dass sich junge Frauen nicht mehr damit identifizieren, gibt es gegenwärtig einen Trend hin zu jung-feministischer kultureller Produktion“, schreibt Elke Zobl. „Im letzten Jahrzehnt hat sich ein vibrierendes (sub-)kulturelles Netzwerk an jungen Frauen entwickelt. Mit dem Slogan ‚Revolution Grrrl and Lady Style, Now!‘ haben sie ihre eigenen Medien, Foren und Festivals geschaffen. Mittlerweile gibt es tausende Grrrl Zines, selbstständig produzierte und vertriebene kleine Magazine von und für junge Frauen, die weltweit in Print-Form oder Online produziert werden. Aktivistischer Feminismus ist also durchaus aktuell und im Leben zahlreicher junger Frauen relevant.“ (Elke Zobl)

Im Screeningroom zeigen wir die Dokumentation „copy me - i want to travel“ von Pauline Boudry, Brigitta Kuster und Renate Lorenz. „Die Kopie, von der der Film erzählt, wurde in Bulgarien produziert: in den 80er Jahren demontierte man dort das Westprodukt Apple-II und setzte es als Ostprodukt Pravetz-82 neu zusammen: Inoffiziell eine Kopie, offiziell eine eigene bulgarische Produktion. Frauen nahmen bei der Produktion dieser Kopie eine besondere Rolle ein, viele arbeiteten in hohen Positionen. Später, am Übergang vom Sozialismus zum Kapitalismus, wurde der Rechner auch zum Instrument für die Produktion von Computerviren. Einmal gemacht, kopierten sich die Viren selbst und sie reisten: "Die USA können mich an der Einreise hindern, aber nicht meine Viren", so Dark Avenger, eine VirenschreiberIn, deren Produkte in Unternehmen der USA besonders hohe Schäden anrichteten. Doch die kollektiven Wünsche wurden auch abgebogen, blieben stecken. Die Produktion kopierte die Produktionsweise des westlichen Kapitalismus, die VirenschreiberInnen galten als Looser und als welche "ohne Sinn für Eigentum". Gemeinsam, drei Filmemacherinnen und drei Computerspezialistinnen unternahmen wir diese Recherche durch die Geschichte der bulgarischen Computerproduktion. Die Musik für den Film produzierte die Band "rhythm king and her friends".

Katrina Daschner "Mein Plakatprojekt entsteht in Zusammenarbeit mit einer bestehenden Institution in Salzburg, die sich auf unterschiedlichen Ebenen um Kinder und Jugendliche kümmert, welche Opfer von Gewalt wurden. Die erarbeiteten Poster werden in der Folge öffentlich in der Stadt plakatiert. Sie sollen einerseits ganz dezidiert Opfer über die Möglichkeit der Hilfe durch entsprechende Stellen informieren. Ausserdem auch offensiv auf diese Realität der vorhandenen Gewalt- und Machtmissbräuche in Familien, Schulen, an Arbeitsplätzen und anderen (öffentlichen) Orten hinweisen.“ (Katrina Daschner)

Pressetext

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ongoing. feminism & activism

mit Pauline Boudry, Brigitta Kuster, Renate Lorenz, Katrina Daschner, Carola Dertnig, Michaela Melian, Manuela Mitterhuber, Ulrike Müller, Marie-Therese Escribano, Marlene Streeruwitz and guests, Elke Zobl, Stephanie Müller, Kara Harold, Moira Zoitl, Corazon Amaya-Canete