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22 Künstler stellen ihre Konzepte, Ideen, Ab- und Ansichten vor:

Das Projekt Open Office greift die Idee eines experimentellen Ideenraums auf, der gleich einem öffentlichen Büro eine Art Sammlung und Kategorisierung von Projekten und Konzepten darstellt. So wollen Babette Richter und Nikifor Brückner mit dieser Ausstellungsreihe ihre ursprüngliche Idee von M29 und RpB Verlag betonen. Ihren Projektraum haben sie immer als solch einen experimentellen Ort verstanden. Das systematische Ordnen von Begriffen und Ideen in eine phänomenologische Bibliothek beschreibt dabei aber auch etwas Unmögliches und Utopisches. Das Konzeptuelle, das sich im irrealen Phantastischen bewegt, will die Realität übersteigen und sich ihr widersetzen, egal ob es Wirklichkeit zu verändern und verbessern oder sich ganz von dieser zu befreien versucht. Die Wirklichkeit, so wie wir sie begreifen, ist wenn man so will, selbst nur ein bestimmtes Konzept der Realität, die gar nicht anders zu denken ist, als in konzeptuellen Strukturen und erklärenden Begriffen.

Die erste Ausstellung dieser Reihe zeigt eine Sammlung subjektiver Konzepte innerer Betrachtung und persönlicher Beobachtung. Das Konzept wird hier als eine Art Experiment verstanden und geht der Frage der Identität in seiner Problematik subjektiver Wahrnehmung und Kommunikation nach. So ergibt sich ein Skizzieren, Zusammensetzen und Bewusst-machen, ein Spiel mit Gegensätzen und Doppelungen, mit Reflexionen und Reflektionen, Simulationen und Illusionen.

Open Office 1 Annette Riemann verarbeitet ihre eigene Synästhesie, in der sie Buchstaben als Farben wahrnimmt, indem sie das Alphabet in Farbfelder auflöst. Ihr Colour Office zeigt die Problematik einer subjektiven Wahrnehmung, einer “falschen“ Kommunikation. In Anbetracht der ästhetischen Idealität der Synästhesie führt es eine Kommunikation vor Augen, die im Grunde gar nicht stattfindet. Doris Frohnapfel hatte ihr Projekt Off Prints wieder aus ihrem Atelierbüro hervorgeholt. Kurz nach dem Osloer Friedensabkommen reist Doris Frohnapfel 1994 nach Israel/Palästina – ins “Holy Land“, das europäische Fotografen und Touristen seit dem 19. Jahrhundert besuchten und abbildeten. Mit dem Fahrrad fuhr sie von Tel Aviv zum Toten Meer. Durch diese Reise entstanden Bilder-Collagen von fotografierten Postkartenmotiven Israels und Fotoszenen des militärischen Alltags. Es sind fragmentarische Fotografien und Skizzen, die sich mit der Produktion und Reproduktion von Ansichten und Ansichtskarten beschäftigen. Sie entwickelt Verstrickungen der Kamera mit der Topografie und spürt so mitunter den Leerstellen der Orte auf dem Bild nach. Norbert Arns fragt in seinem Konzept Signatur nach Identität, nach dem Ich, seinem Namen und seiner Bestimmung. Dabei bezieht er sich expleziet auf das Buch: Babette Richter, Der Andere. In seiner Arbeit experimentiert mit seinem eigenen Namen. Silke Bauer spielt in Couplé mit den Begriffen “nebeneinander geschaltet, aneinander gebunden, paarweise zusammen getan“. In ihren Collagen und Zeichnungen will sie die Disharmonie und Vielschichtigkeit verbundener Paare zeigen. Das Künstlerpaar Kocheisen+Hullmann beschäftigt sich schon sehr lange mit dem Thema Doppelgänger. Für Open Office machen sie das Experiment, sich selbst (und einige Bekannte) in einer ganz besonderen reduzierten Art und Weise zu fotografieren und zweifach zu porträtieren. Hubert Becker beschäftigt sich in vielschichtiger Weise mit dem Thema der medialen (Selbst-)Reflexion in der Fotografie. Seine meist Schwaz-Weiß-Fotografien bewegen sich so zwischen Mimesis, Simulacre und Illusion. Bei Open Office zeigt er die fotografische Vorlage zu TV Modell, das einen Ausschnitt eines alten Schwarz-Weiß-Fernsehers zeigt. Bettina Hutschek macht mit Domino einen Drehbuchentwurf zu einem Film, den sie nie realisieren konnte. Die Filmidee entstand durch die Aufnahme einer Strandszene in Barcelona, wo die alten Männer täglich Domino spielen (also aus einem dokumentarischen Material, das sie “auf der Straße“ gefunden hat). Daraus entwickelt sie eine fiktive Geschichte über Orakel und Lebenswege und Städtebilder, die ihren Anfang in der Suche nach einem verschollenen magischen Domino-Spiel hat.