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In der Gruppenausstellung „Optical Shift. Illusion und Täuschung“ werden ca. 20 Künstler/Innen vorgestellt – angefangen bei Adolf Luther über Thomas Ruff bis zu Bridget Riley –, die das weite Feld der optischen Irritationen in Teilen ihres Œuvres zum Thema gemacht haben. Der Ausstellungsort ist das b-05 Kunst- und Kulturzentrum in Montabaur. Es ist eine Bunker-Anlage, die sich auf einem parkähnlichen Gelände mitten im Wald befindet und aus einem ehemaligen Nato-Munitionslager hervorgegangen ist.

Schwerpunkte der Ausstellung bilden die Bereiche Illusion und Täuschung. Mit „Illusion“ werden die Aspekte angesprochen, die optische Irritationen unterschiedlicher Art beim Betrachter hervorrufen. Dieser unterliegt dabei seiner sinnlichen Einbildungskraft. Unter „Täuschung“ versteht das Konzept die bewusste Irreleitung des Betrachters. Es wird vorgegeben, dass Etwas vorhanden ist, was jedoch nicht der Realität entspricht. Bei der Illusion kann man also von einer psychogenen Ebene sprechen, während bei der Täuschung eine manipulative Einflussnahme erfolgt.

Alle optischen Irritationen sorgen beim Betrachter für Verwirrung. Bilder von optischen Irritationen werden teilweise völlig anders wahrgenommen, als es die tatsächlichen Bildgegebenheiten vermuten lassen. Das zeigt, dass unser Wahrnehmungssystem ein äußerst instabiles Gebilde darstellt. Die Ausstellung wird anschaulich verdeutlichen, dass der menschliche Sehapparat immer nach ein und demselben Grundprinzip funktioniert: dem Streben nach dem optimalen Ergebnis bei minimalem Aufwand. Anhand einer Vielzahl optischer Irritationen, mehrdeutiger Bilder oder räumlicher Konfliktsituationen kann dieses Prinzip auf die Probe gestellt werden. Dabei erweist sich unsere Wahrnehmung als Meister des Kompromisses und immer wieder als überraschend einfallsreich. So ist bei einigen Irritationsbildern – und das wird die Ausstellung unter Beweis stellen – die einfachste Kompromisslösung ein zeitlicher Wechsel der Wahrnehmung zwischen den verschiedenen möglichen Alternativen. Bei anderen Bildern besteht der Kompromiss hingegen aus einer internen Korrektur, zum Beispiel der empfundenen Bildgrößen wie Kantenlängen, Helligkeiten, Farben oder räumlichen Tiefen. Man hat das menschliche Gehirn oft mit dem Computer verglichen, aber dieser Vergleich hinkt. Das Gehirn ist grundsätzlich anders und vielschichtiger strukturiert.

Die Ausstellung zeigt hierzu exemplarische Werke der Gegenwart (historisch betrachtet ließen sich sogar Beispiele aus dem Mittelalter zitieren). Viele seiner Funktionen sind bis heute noch nicht erforscht, und viele Fragen werden auch in Zukunft noch offen bleiben. Zwar wissen wir einiges über die Tätigkeit bestimmter Regionen, doch ist das Funktionieren des Gehirns letztlich abhängig von zahlreichen verschiedenen Einzelkomponenten, die erst durch ihr kompliziertes Zusammenwirken das vollbringen, was die menschliche Existenz ausmacht.

Die Ausstellung folgt einer allgemeinen Regel der Kunst, nicht zwangsläufig Lösungen anzubieten, sondern vielmehr die Problemfelder der Thematik zu vertiefen und in den Blickpunkt der Diskussion zu stellen. Nicht Erkenntnisleistung, sondern Sichtbarmachen steht im Vordergrund!