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Otto Lange kann zu den Künstlern der sogenannten verlorenen Generation gezählt werden, jenen Künstlern, deren Schaffen durch die beiden Weltkriege des 20. Jahrhunderts geprägt und durch die nationalsozialistische Kulturpolitik sabotiert wurde. Mit der allgemeinen Wiederentdeckung dieser Künstlergeneration wächst nunmehr auch das Interesse an Otto Langes Leben und Werk.

Otto Lange, 1879 in Dresden geboren, 1944 ebenda verstorben, gehört altersmäßig der Generation der „Brücke“-Künstler an, kam jedoch nach einer Dekorationsmalerlehre und dem Besuch der Dresdner Kunstgewerbeschule erst verhältnismäßig spät zur Freien Kunst. Er entwickelte sich zu einem ausgesprochen vielseitigen Künstler – er malte, gestaltete Innenräume aus, entwarf Stoffmuster sowie kunsthandwerkliche Gegenstände und lehrte als Professor für Ornamentik an der Staatlichen Kunstschule für Textilindustrie Plauen/Vogtland. Das Themenspektrum seiner Werke reicht von eindrucksvollen religiösen Blättern über lebensfrohe, nicht selten amüsante Genredarstellungen bis hin zu großformatigen Stillleben und Landschaftsdarstellungen.

Den wichtigsten Teil in Otto Langes mannigfaltigem Oeuvre stellt sein umfangreiches druckgrafisches Werk dar, wobei seine virtuosen Farbhochdrucke zweifellos den bedeutendsten Beitrag zur Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts bilden. Neben diesen erstreckt sich Langes grafisches Oeuvre auf Radierungen und aquarellierte Monotypien, die in der Ausstellung ebenfalls präsentiert werden.

Stilistisch zeigt sich Langes Werk vom Expressionismus beeinflusst, jener Formensprache, die die Künstler der „Brücke“ wenige Jahre zuvor entwickelt hatten. Mit seiner 1919/1920 entstandenen Holzschnittmappe „Van Zantens glückliche Zeit“ schuf Lange einen Höhepunkt innerhalb der expressionistischen Druckgrafik. Dass der Künstler dennoch in der breiten Öffentlichkeit nicht die seinem Werk angemessene Würdigung gefunden hat, liegt in biografischen und zeitgeschichtlichen Ursachen begründet. Die öffentliche Anerkennung, die sein Werk bereits in den 1910er und 1920er Jahren erlangt hatte, erfuhr durch die Nationalsozialisten, die seine Arbeiten als entartet diffamierten, einen Bruch. Kurz vor Ende der Naziherrschaft starb Lange kinderlos, so dass ihm ein Neuanfang nach Kriegsende verwehrt blieb.

Bereits Langes Zeitgenossen schätzten seine Farbholzschnitte, nicht zuletzt wegen der kreativen und meisterhaften technischen Umsetzung, außerordentlich hoch ein. Charakteristisch für einen Großteil seiner Arbeiten ist, dass er die Platten nicht mit der Walze einfärbte, sondern sich des Pinsels bediente und die Druckstöcke von Hand abrieb. Dadurch erzielte Lange ganz individuelle Ergebnisse – die einzelnen Drucke erlangen teilweise den Charakter von Unikaten.

Eröffnung am Freitag, 22. Juli 2011, um 19 Uhr

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Otto Lange
Mit Leidenschaft Ins Holz Gerissen
Der Dresdner Expressionist Otto Lange