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Künstlerische Praxis heißt Suchen. Vorangelegte Strategiepläne existieren meist nur als Kentaur im Nebel, ein ständiger Prozess des Forschens nach Benutzbarem, Möglichkeiten, Material und Orten ist Künstlern genauso präsent wie die Frage danach, wie das eigene Tun im Kunstsystem zu verorten ist. Ausstellen heißt für Künstler: kurzes Gastspiel. Vorbereitung, Requisiten, Theater. Ein allgegenwärtiges Präparieren ohne Trennung zwischen hinter und vor der Bühne. Startet die Aufführung, ist das Stück eigentlich schon vorbei und die Akteure weiter gezogen.

Künstlerisches Handeln heißt Miteinbezug des Gegebenen. Des nur für diesen kurzen Augenblick Festen. Selbstorganisation und Suche nach unkonventionellen Rahmen sind Charakteristika eines "Off-Spaces", ein Begriff, der gerade in aller Munde zu sein scheint und eigentlich aus dem Theaterwesen stammt. Was ist dagegen heute „On-Space“? Ist „Off“ zeitgemäß? Ist „On“ gleich etabliert und konventionell? Ist „Off“ schick? Fest steht, dass neben dem Bedürfnis nach unkonventionellen Ausstellungsrahmen ein besonderer Umgang mit einem „recycleten“ Raum stattfindet. Meist bildet die Basis – die Plattform – eine Brachfläche, ein ehemaliges Ladenlokal, Verwaltungs- oder Industriegebäude, das seine Funktion verloren hat. Es steht dann leer, verwahrlost, existiert nur noch als Zeuge einer vergangenen Emsigkeit und wird damit krudes Wahrzeichen einer – meist industriellen – Kultur. Zwei dieser „Leerstellen“ werden in dieser Ausstellung von Künstlern „gefiltert“. Doch sie werden nicht einfach als vorhandener Raum benutzt, sondern umgenutzt, mitgenutzt, ihre Geschichte und besondere Funktion, ihr Wesen ist nicht bruchlos zu entkontextualisieren.

Die Ausstellung „over and out“ findet an zwei Orten statt. Beide Örtlichkeiten sind vorgefundene, miteinbezogene, reanimierte, umgedeutete, neue Ausstellungsstätten. An beiden Orten geht es um Räume, um Assoziationen der Funktion, Assoziationen des Gewesenen an diesem jeweiligen Ort. Architektonischer Raum und Gedankengebäude sind hier Bühne für eine Aufführung, die auf Improvisation, das unmittelbare Arbeiten der Künstler vor Ort setzt.

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over and out
Strategien des Be- und Umnutzens sowie Ent- und Bewertens von Dingen und Zusammenhängen
Kurator: Christoph Platz

Künstler: Lars Breuer, Angela Fette, Sebastian Freytag, Marcel Hiller, Guido Münch, Sebastian Walther