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Paco Knöller. Zeichnungen und Holzschnitte 1989–2018
26.05.2019 - 01.09.2019

Die Zeichnung hat sich bei Paco Knöller Sommer 1989 mit aller Dringlichkeit „gemeldet“. Seither ist das Zeichnen für ihn zu einem Kontinuum geworden. So hat der in Berlin lebende Künstler neben seinen mehrschichtigen Farbholzschnitten – einige prächtige Exemplare befinden sich in der Sammlung von Museum Morsbroich – und seinen großformatigen Ölkreidearbeiten ein umfangreiches zeichnerisches Œuvre geschaffen. Der hier präsentierte Überblick ermöglicht es, dieses zeichnerische Werk zu durchmessen.

Schon während seines Studiums an der Kunstakademie Düsseldorf bei Joseph Beuys erkannte Paco Knöller (geb. 1950 in Obermachtal) das Potential der Zeichnung als ein „Ur-Instrument, die Welt zu erfragen und zugleich die eigene Welt zur Anschauung zu bringen“. Nach und nach hat er hierfür seine eigenen Bildchiffren erfunden, Notate an der Grenze zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion. Die Linien sind hier weder reine Gesten noch Mittel zur Illustration einer Geschichte. Vielmehr sind sie ein Weg Sinneseindrücke und (Natur)Erfahrungen zu reflektieren. Knöller nutzt die Zeichnung, um seine Realitätspartikel, die sich als Erinnerungen abgelagert haben, wieder ans Licht zu holen, um Denkbewegungen zu erfassen und neu zu wecken.

Knöllers Zeichnungsfolgen, die so poetische Titel wie „Rumoren“, „Wenn Zellkerne zu wandernden Planeten werden“ oder „Lichtsaat“ tragen, sind eng und vielfach miteinander verknüpft. Sie fügen sich zu einem zeichnerisch entwickelten Gedankengebäude zusammen. In ihm ist die Figur – meist in knappen Umrisslinien als Kopf, Hand, Arm rudimentär angedeutet – ein Ort, an den wir uns jeweils begeben können. Sie verweist auf die Erlebnissphäre dessen, der da zeichnet, oder dessen, der die Zeichnung betrachtet und sich darin spiegeln kann.

Um in der Zeichnung einen Denkraum zu öffnen, benötigt es einen spezifischen Zustand der Wachheit und Beweglichkeit in der Wahrnehmung. Knöllers Arbeit an dem Zeichnungszyklus Aufwachraum (seit 2014) ist in diesem Sinne zu verstehen. Sie beginnt damit, der Trägheit und Beschränktheit des eigenen Blicks gewahr zu werden, um die Schlafmaske der Konvention und Selbstzensur ablegen zu können. So wird man empfänglich für das, was man vorher nicht sehen konnte, vielleicht auch für das, was sich dem bloßen Augenschein entzieht, wenn man Knöllers subtilen zeichnerischen Expeditionen folgt.

Kurator der in enger Zusammenarbeit mit dem Künstler entstandenen Ausstellung ist Fritz Emslander.

Die Eröffnung der Ausstellung findet am Sonntag, 26. Mai 2019, 12 Uhr, zusammen mit der Eröffnung „Alles Farbe!“ im Spiegelsaal von Museum Morsbroich statt.