press release only in german

Mannshohe Bücher aus Licht, projiziert auf die Mauern des Leopold-Hoesch-Museums Düren – dieses Sinnbild für „wissendes Papier“ macht die Paper Art 8 – Internationale Biennale der Papierkunst schon von weitem sichtbar. Als immaterielle Erinnerung an eine Bibliothek wird die Lichtprojektion des Künstlerduos Gottfried Schumacher und Karin Veldhues zu einem Teil des neo-barocken Gebäudes – weder real, noch unwirklich.

„Turbulenzen in Papier – Annäherungen an das Unberechenbare“ – unter diesem Titel beschäftigt sich die Paper Art vom 15. September 2002 bis 2. Februar 2003 nun zum achten Mal mit der Stofflichkeit und Materialität von Papier als eigenständigem künstlerischen Medium. 23 Projekte von Künstlern aus Brasilien, Dänemark, Frankreich, Israel, Italien, Schottland, der Schweiz, den USA und Deutschland setzen sich mit den geistig-kulturellen Veränderungen der westlichen Gesellschaft auseinander, die nach dem 11. September 2001 noch stärker sichtbar geworden sind. Mit dabei sind u.a. Gregor Schneider – für den deutschen Pavillon auf der Biennale in Venedig mit dem Goldenen Löwen 2001 ausgezeichnet –, Ben Vautier, Ottmar Hörl, Jimmy Durham und Andreas von Weizsäcker.

10.000 Duftteststreifen speichern Einnerungen an Schnee, Lakritz oder Schulbänke: Beim Betreten der „Turbulent Souvenirs/Memories“ von Helga Griffiths scheint die Zeit für einen Moment stehen zu bleiben. Das zeitliche Diskontinuum aus fragmentalen Geruchs-, Geräusch- und Lichtfetzen wird zu einer sehr sinnlichen Reflexion über Wahrnehmung, Zeit und die menschliche Form der Speicherung von Erinnerungen. Die „Garage“, eine Installation von Gregor Schneider, ist das zentrale Exponat im Erdgeschoss des Museums. Der Künstler zielt auf die Verunsicherung des Besuchers durch die plötzliche ausweglose Konfrontation mit der Endlichkeit eines anderen Raumes: ein verstörendes Psycho-Szenario.

Roland Kreuzers „weltfragen“ sind während der Paper Art 8 im Dürener Stadtgebiet installiert. Auf Plakaten stellt der Künstler Kants Weltfragen „was kann ich wissen?“, „was soll ich tun?“, „was darf ich hoffen?“ und „was ist der mensch?“. „Kein anderes Projekt erhielt so viel Aufmerksamkeit und wurde so offen und kontrovers diskutiert, wie dieses,“ so die Süddeutsche Zeitung zu einem ähnlichen Projekt des Künstlers im öffentlichen Raum. Weitere Annäherungen an das Unberechenbare zeigen Zadok Ben-David, Reinhard Doubrawa, Alba D‘Urbano, Petter Pettersson, Tom Fecht, Gustavo da Liña, Alex Hanimann, Hilal Sami Hilal, Michael Kortländer, David Mach, Henrik Olesen, Jean-Noël Schramm, Silvia Schreiber, Julia Seidensticker, Peter F. Strauss sowie Stefan Szczesny.

Seit 1981 zeigt die Paper Art als „Markenzeichen für die traditionsreiche Papierstadt Düren und ihr Leopold-Hoesch-Museum“ (NRZ) mit unterschiedlichen thematischen Vorgaben, dass Papier nicht nur als Trägermaterial für Bild und Schrift, sondern als eigenständiges Sprachmittel eingesetzt werden kann. In den vergangenen Jahren gab es in Düren immer viele neue Positionen zu entdecken: Junge, spannende Künstler genauso wie eher international bekannte Kunststars. Die Architekten Daniel Libeskind, Peter Eisenman und Zaha Hadid etwa wurden durch ihre Beiträge zur Paper Art 6 erstmals von einer breiteren deutschen Öffentlichkeit wahrgenommen.

Eröffnung mit Club of Rome-Begründer Laszlo und Preis der Papierindustrie

Professor Ervin Laszlo, Evolutionstheoretiker und einer der ersten Vertreter der Systemphilosophie, Mitbegründer des Club of Rome und Unesco-Berater, wird am 15. September um 12.30 Uhr im Leopold-Hoesch-Museum die achte Paper Art eröffnen. Die Theorien des Zukunftsforschers bilden einen Teil des philosophischen Fundaments der Ausstellung. Laszlo beschäftigt sich vor allem mit der aktuellen sozialen und politischen Evolution und gründete zuletzt mit dem „Club of Budapest“ ein internationales Netzwerk von Künstlern, Schriftstellern, Politikern und religiösen Würdenträgern, das für multikulturelle Akzeptanz und den globalen Dialog der Kulturen einsteht. „Für mich ist es wichtig, dass wir – unsere Gesellschaft, letztlich die Menschheit insgesamt – uns vor einer Weggabelung befinden, die so grundsätzlich ist, dass wir sie noch gar nicht richtig fassen, geschweige denn exakt beschreiben können“, so Prof. Dr. Ervin Laszlo.

Der Verband Deutscher Papierfabriken VDP vergibt unter den an der Paper Art 8 teilnehmenden Künstlern zum fünften Mal den „Preis der Papierindustrie“. Neben dem ersten, mit 7.000 Euro dotierten Preis, werden zwei weitere Preise in Höhe von je 4.000 Euro verliehen.

Zur Ausstellung erscheint ein umfangreicher Katalog, unter anderem mit Beiträgen des französischen Philosophen Paul Virilio, des Hirnforschers Prof. Ernst Pöppel und Ervin Laszlo.

Pressetext

only in german

Paper Art 8 - Internationale Biennale der Papierkunst
"Annäherungen an das Unberechenbare"

Eröffnung mit Ervin Laszlo, Evolutionstheoretiker, Club of Rome-Begründer
und Preis der Papierindustrie

mit Katarina Veldhues & Gottfried Schumacher, Gregor Schneider, Ben Vautier, Ottmar Hörl, Jimmie Durham, Andreas von Weizsäcker, Helga Griffiths, Roland Kreuzer, Zadok Ben-David, Reinhard Doubrawa, Alba D´Urbano, Petter Pettersson, Tom Fecht, Gustavo da Lina, Alex Hanimann, Hilal Sami Hilal, Michael Kortländer, David Mach, Henrik Olesen, Jean-Noël Schramm, Silvia Schreiber, Julia Seidensticker, Peter F. Strauss, Stefan Szczesny