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Vernissage: Sonntag, 13.Januar, 11 Uhr Eröffnung der Ausstellung „Parastou Forouhar – Die Poesie der ungeliebten Wahrnehmung“ Es spricht Dr. Claudia Emmert, Kunstpalais Erlangen

Der Titel der Ausstellung, „Die Poesie der ungeliebten Wahrnehmung“, ist auf den ersten Blick eine Herausforderung. Dabei handelt es sich schlicht um die Poetik von Parastou Forouhar, um ihre bildnerische Programmatik: Etwas Abstoßendes, etwas Hässliches in vielfacher Bedeutung, kann eine poetische Form annehmen oder bekommen.

Für die Künstlerin ist die Umsetzung ihrer schlimmen politischen Erfahrungen, die brutal in ihr privates Leben eingriffen, gleichzeitig deren Verwandlung - ins Universelle und Allgemeinmenschliche, ins befreiende Lachen über die geistige Beschränktheit des tendenziell unbeschränkten Bösen, in das Austarieren des Schreckens mittels der Schönheit in der Zeichensprache der Bilder. Einerseits entkommt man nicht der Thematisierung der Folter (geschickt schleust sie das Thema über das vordergründig Ornamentale ins Auge des Betrachters und exemplifiziert so ihre Theorie des zweiten Blicks). Andererseits verblüfft Forouhar mit ihrem Humor und der Heiterkeit, mit der sie schwerste Themen angeht. Es ist wie mit einer bitteren Medizin, die in Zucker aufgelöst leichter eingenommen werden kann, ja sogar schneller wirksam wird.

Parastou Forouhar (*1962, Teheran) lebt seit 1991 in Deutschland als bildende Künstlerin. Jedes Jahr reist sie zum Gedenken an ihre, 1998 vom Geheimdienst ermordeten Eltern in den Iran. Ihre Haltung ist die, dass eine Kultur des Beharrens auf den zivilen Werten der Gesellschaft und auf den Menschenrechten zum Kern einer oppositionellen Bewegung gehört, die ohne jegliche politische Ideologie auskommt und dadurch viele Menschen aus allen Schichten der Gesellschaft anspricht. Parastou Forouhar war längst Künstlerin, bevor mit der Ermordung ihrer Eltern das einschneidendste Ereignis ihres Lebens geschah. Daher ist es verständlich, dass ein durchaus legitimer selbsttherapeutischer Ansatz nie eine entscheidende Rolle für ihr künstlerisches Tun bildete.

Mit der Arabeske und dem Ornament, einem an islamischer Kunst orientierten Formenrepertoire und großer Poesie thematisiert sie in Rauminstallationen, Fotoarbeiten oder digitalen oder Handzeichnungen Gewalt und Unterdrückung. Die digitalen Zeichnungen setzt sie ein bei Darstellungen der Folter, der das Opfer vollkommen ausgeliefert ist, oder bei Kompositfiguren. Die Handzeichnung ist das Medium für die eher tagebuchartige Darstellung bürokratischer Schikanen, die nicht die Unerbittlichkeit und Unauswegbarkeit der Folter besitzen. So oder so ist es ihr ein Anliegen, die konformistische Uniformität als eine der sublimen Wirkungen des Ornaments oder der Arabeske zu zeigen.

Die Ausstellung wird ideell unterstützt vom Frauenmuseum Regional/International Fürth, Burgfarrnbach, das für ein Begleitprogramm verantwortlich zeichnet. Für die Unterstützung zur Erstellung der Publikation danken wir der Firma sontowski & partner group, Erlangen.

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Parastou Forouhar
Die Poesie der ungeliebten Wahrnehmung
Kurator: Hans-Peter Miksch