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Aus der nautischen Terminologie stammend, beschreibt die Redewendung All At Sea einen Zustand des Verloren- und Verwirrtseins. Der Kölner Künstler Patrick Rieve verwandelt unter diesem Titel den Ausstellungsraum der Galerie für Landschaftskunst in ein begehbares Studienkabinett.

Sechs farbige, zueinander proportionale Teppichelemente bilden das Fundament für Tische mit Raummodellen und Diagramme, für Schautafeln mit Zeichnungen, einem Rollwagen mit Monitor und einer auf dem Boden liegenden Figur. Es entsteht die Situation eines befriedeten Experiments, das sich um Raumvorstellungen, Wahrnehmungs- und Gedankenprozesse dreht. Leichtfüßig bewegt sich der Künstler zwischen Erklärungsmodellen der philosophischen Anthropologie und kosmologischen Denksystemen, von einer fernöstlichen Elementenlehre bis hin zu zeichnerisch analytischen Bestandsaufnahmen von Räumen und Lebenswelten. Verschiedenartiges Populärwissen und Ideen von der Welt werden hier von Patrick Rieve frei als mögliche Zuordnungsprinzipien zusammengeführt und gewinnen verschachtelt in einem Raum-im-Raum Prinzip Form, Farbe, Proportion, Ort und Sprache. In einem der Miniaturräume lehnt ein Skelett an einem Tisch: das Gleichnis eines namenlosen Erfinders, der sich in einem schalldichten Raum zurückzieht, diesen komplett abdunkelt und verharrt bis neuschöpfende Gedanken wie aus dem Nichts aufblitzen. Wie entstehen Gedanken? An diesem Punkt eines auf neuer Ebene angelegten „Nichtwissens“ zeigt sich All At Sea dem Gast. Aus dem Fundus globalen kulturellen Wissens, im Grunde meist gesellschaftlich anerkannte Konstrukte, schöpft der Künstler und arbeitet in seiner künstlerischen Forschung an einem Zustand des fortdauernden Schwebens, der Brüche und Unklarheiten. Es entsteht eine subjektive Wahrheit im Betrachten der Welt, die hier zu einem vorläufigen Abschluss kommt.