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Paule Hammer ist Maler. Doch oft reichen die zwei Dimensionen eines Blattes, einer Leinwand nicht, um seine schillernden Weltentwürfe zu fassen. Dann arbeitet er mit dem Raum, stellt etwa eine Holzbaracke in eins der lichten Ateliers der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig und hängt sie zu: mit unzähligen Porträts von Elvis, Marilyn Monroe, Johnny Cash, Hannelore Kohl, den Protagonisten vom Planeten der Affen; mit Textilarbeiten, Jacken, Hosen, die jedem Glamrocker zur Ehre gereichen würden; mit Radkappen, die zu Schutzschildern mutieren. »Walhalla« nannte er diese Rauminstallation, seine Diplomarbeit [2002], ein begehbares Gemälde. Ohne Blattgold, dennoch mit der Strahlkraft von Ikonenmalerei.

Der »Laden für Nichts«, ein in sich geschlossener Kunstraum von überschaubarer Größe, inzwischen nur noch als transportabler Nachbau existent, scheint als Hülse für Hammers Kompositionen ideal. Seine Kunst will den Betrachter umarmen, wärmen, behüten. Seine Installationen ähneln mitunter Altären, geschmückt mit Devotionalien der Popkultur. Sie laden ein zum Gottesdienst, liefern aber die Kritik am Götzendienst gleich mit.

Stellenweise geht es auch mächtig eklig zu in Hammers Werk, pornografisch fast, blutig, brutal: Pin-up-Girls hängen neben Blümchenbildern hängen neben einem gekreuzigten Donald Duck hängen neben einem Ausruf in Schönschrift: »Hol mich hier raus, Mama!« So der Titel der Arbeit, die 2003 in der Ausstellung »Rund ums Bild« im Leipziger Kunstraum B/2 zu sehen war. Abenteuerlust und Fernweh sind weitere Motive, die sich durch Hammers bisheriges Werk ziehen. In »Edle Einfalt - Stille Einfalt« beispielsweise, einer Rauminstallation, mit der er in der »Plattform« [Berlin] gastierte, schaute Captain Hammers Porträt aus einem Rettungsring aufs Publikum herab - Seemann war durchaus ein Kindheitstraum.

In letzter Zeit experimentiert der Maler stärker mit abstrakten Kompositionen. Ein schönes Beispiel dafür war »Die meisten Menschen sind nicht O.K.« bei der Leipziger Jahresausstellung 2003. Überraschend minimalistisch und ungegenständlich kam auch Hammers jüngste Ausstellung »Ahab« daher. Im Kern bestand sie aus einem leuchtenden runden Großformat, einem Universum, das auch von einer NASA-Sonde hätte fotografiert sein können. Auslöser für das Bild war eine Paradoxie, die Moby-Dick-Autor Melville an Ahab durchscheinen lässt: Dem Kapitän stehen eigentlich alle Möglichkeiten offen, dennoch kann er nicht anders, als besessen und ohne Rücksicht auf Verluste den Wal zu jagen. Paule Hammer: »Die Ausstellung »Paule Hammer ganz privat« im Kunstverein Leipzig enthält abstrakte Malerei und Plastik. Ich arbeite mit Strukturen und Farbklängen. Dennoch kommt auch diese Ausstellung nicht ohne ein gewisses erzählerisches Pathos aus.«

Hendrik Pupat

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Paule Hammer ganz privat