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Pedro Cabrita Reis (*1956 in Lissabon) ist einer der bedeutendsten portugiesischen Künstler der Gegenwart. Seine Arbeiten waren unter anderem auf der documenta IX und auf der 50. und 55. Biennale in Venedig zu sehen. Cabrita Reis’ Werk ist stark von seiner Herkunft und Umgebung geprägt. Gleichzeitig beschäftigen ihn immer wieder die Grundfragen der Kunst, so zur Definition der Begriffe von Malerei und Bildhauerei sowie zur Zeichnung im Raum mit skulpturalen Mitteln. In seinen Arbeiten bricht er alle formalen Regeln und künstlerischen Konventionen und deutet abstrakte Formen in magischrätselhafte Objekte um.

Die Grundlage von Pedro Cabrita Reis’ komplexem OEuvre ist die Malerei. Die Weiterentwicklung dieses Genres hat zur Hinwendung des Künstlers zu dreidimensionalen Arbeiten und Installationen und damit zur Architektur geführt. So umfasst sein Werk neben abstrakten und expressiven Gemälden improvisiert wirkende, melancholischarchaische Skulpturen sowie raumgreifende Installationen. Dabei bedient er sich einfacher Baustoffe wie Spanplatten, Ziegelsteine und Gips oder industrieller Materialien wie Neonröhren, Glasplatten und Stahlträger. Ergebnis sind komplexe wie brachiale architektonische Strukturen, die den Ausstellungsraum in Besitz nehmen.

In Cabrita Reis’ Werk beherrschen Leere, Einsamkeit und Stille den Raum. Die stoisch melancholische Anmutung seiner Installationen verweist auf die „Unbehaustheit“ des Menschen als Grundkonstante der Conditio humana und ist damit eines der wichtigsten Leitmotive in Cabrita Reis OEuvre. So sind Türen vernagelt und Fenster blind, Wände haben keine tragende Funktion, Treppen führen ins Nichts. Cabrita Reis umkreist Themen wie Raum, Territorium, Architektur und Zeit, wobei es ihm um existentielle Fragen zum Selbst und zum kulturellen Gedächtnis geht: „For me, an artwork is a produced reality that focuses the experience of reality as insight,“1 so der Künstler selbst.

Für Cabrita Reis ist es die Funktion des Künstlers, Botschaften auszusenden, die Erinnerung transportieren, und sie so am Leben zu erhalten. Dass unsere Erinnerung fundamental für unser Verständnis der Welt ist, unterstreicht Cabrita Reis in seinem Werk immer wieder. Dabei geht es ihm nicht um Nostalgie, sondern um die Kraft für Veränderung. In diesem Zusammenhang erklärt sich auch seine Auseinandersetzung mit Architektur. Er begreift architektonische Bauten als in Form gegossene Erinnerung, als deren Verkörperung. Cabrita Reis spricht hier von „Aura“; darunter versteht er die Bedeutung und die Zeichen der Zeit, die in die Architektur eingewoben sind und die das menschliche Miteinander spiegeln.

Es ist also nicht verwunderlich, dass Cabrita Reis immer in einen Austausch mit dem jeweiligen Ort tritt, an dem er ausstellt. Für die Ausstellung bei Kewenig Berlin im Rahmen des Gallery Weekends 2015 bespielt der Künstler mit seinen Aluminium-, Glas- und Holzkonstruktionen nicht nur die Ausstellungsräume, sondern hat auch extra für den Ausstellungsort eine Installation in situ entworfen. So lässt er eine imposante Neonarbeit aus Licht- und Aluminiumstäben durch das barocke Treppenhaus aufwärts wandern.

Pedro Cabrita Reis lebt und arbeitet in Lissabon. Das Werk des Künstlers wurde in renommierten internationalen Museen gezeigt, darunter die Tate Modern, London (2013), das Museu Colecção Berardo, Lissabon (2011), das M – Museum for Contemporary Art, Leuven (2011), die Hamburger Kunsthalle (2009/2010), das Carré d’Art, Nîmes (2010), das Museo Tamayo, Mexico City (2009), das Kunsthaus Graz (2008), das Museo d'Arte Contemporanea, Rom (2006) und zuletzt das Hôtel des Arts, Toulon (2015). Er nahm an der documenta IX, an der XXIV. Biennale von São Paulo und an der 10. Biennale de Lyon teil. 2003 vertrat er Portugal auf der Biennale von Venedig, auf der 55. Biennale von Venedig (2013) war die Installation A Remote Whisper als kollaterales Event im Palazzo Falier zu sehen.

Die Arbeiten des Künstlers sind in zahlreichen internationalen Sammlungen vertreten, darunter die Tate Modern in London, das Centre Pompidou in Paris, das CAC Centro de Arte Contemporáneo Málaga, das FRAC - Bourgogne in Dijon, das FRAC - Provence-Alpes-Côte d’Azur in Marseille, das Centro de Arte Moderna - CAM - Fundação Calouste Gulbenkian in Lissabon, das CGAC Centro Galego de Arte Contemporáneo in Santiago de Compostela, die Kunsthalle Bern, das MAGASIN III in Stockholm, das Museum Folkwang Essen, das SMAK Stedelijk Museum voor Actuele Kunst in Gent und das Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig - MUMOK in Wien.