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Im Jahre 1995 fanden sich unter dem Namen 5-Raum-Wohnung in der Thüringischen Landeshauptstadt Künstler zusammen, die sehr unterschiedlich arbeiten, dennoch eins im Sinn hatten: ihre Kunst muss auch außerhalb des ästhetischen Kreisbetriebs etwas bewirken - Unruhe stiften, Irritationen auslösen und ins Mark des sozialpolitischen Gesellschaftskörpers treffen. DADA, Martin Kippenberger, „Die tödliche Doris" und die hier und da aufkeimende Hoffnung der Neunzigerjahre auf eine politische Kunst könnten die Patenschaft übernommen haben. Dieser und jener fand zur 5-Raum-Wohnung und verließ sie wieder. Ein Mitglied zu sein bedeutet nicht, sich einem Einheitsstil zu unterwerfen. Jeder folgte weiterhin dem eigenen Kunstwollen und –können. Wie es eben in einer WG üblich ist, einigt man sich auf einen verbindlichen Rahmen, innerhalb dessen ist flexibles Agieren angesagt. Im PackHof geht es ums Ganze in der Diagnose und im Behandlungsverlauf unseres bundesrepublikanischen „Mitten-Drin-Seins".

"Die Ausstellung zeigt kontroverse Standpunkte im Paradies unter Verwendung von Ölgemälden, Fotos, die sich mit den polarisierten Positionen unserer Wertesysteme auseinandersetzen. Auch in paradiesischen Solidargemeinschaften mit liberalen und toleranten Ansprüchen entwickeln sich Wertesysteme totalitärer oder fanatischer Positionen außerhalb der Demokratie, bis hin zum Untergang von Hochkulturen. Aus ambivalenten Konflikten entsteht ein Kampf im Paradies um radikale Positionen. Dabei handelt es sich oftmals um Schaukämpfe unserer Wohlstandsgesellschaft. Kein Leben ohne Feinde. Verschärft wird die Polarisierung und Schere in wirtschaftlich schlechteren Zeiten. (Sparen, Sparen, Sparen. Schuften für null Euro. Nur der Judas der Apokalypse nimmt Geld an)... ." ( Wolfgang Harth).

Der provokant im leeren Raum der Benennungen (Was sind Perlen? Wer sind die Säue?) stehende Halbsatz ist von jedem Kind vollendbar. Doch wer weiß schon, dass dieses geflügelte Wort aus dem Munde Jesu stammen soll. Im Neuen Testament (Matthäus 7 Vers 6) weist er an: " Ihr sollt das Heiligtum nicht den Hunden geben, und eure Perlen sollt ihr nicht vor die Säue werfen, auf dass sie die selbigen nicht zertreten mit ihren Füßen und sich wenden und euch zerreißen."

Kurator / Text: Armin Hauer

Pressetext

Künstlergruppe 5-Raum-Wohnung: Carlo Bansini [d.i. Carsten Sturm] (1962), Erfurt; Wolfgang Harth (1962), Berlin; Verena Kyselka (1957), Erfurt; Gunther LERZ (1960), Erfurt; Thomas Nicolai (1964), Erfurt