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Im Jahr 1972 malte Peter Dreher (*1932) ein kleines Gemälde von einem Glas, zunächst als Einzelbild. Seit 1974 entstehen jedes Jahr mindestens 50, maximal 99 Bilder, die ein leeres Wasserglas auf weißer Tischfläche vor weißem Hintergrund zeigen. Das gemalte Motiv erscheint in natürlicher Größe im Bild. Die äußeren Verhältnisse wie Beleuchtung, Entfernung und Bildformat bleiben unverändert, wobei sich zwei Gruppen bildeten: das Glas bei Tag und das Glas bei Nacht. Sein Opus Magnum nannte der Künstler in Übersetzung eines bekannten zenbuddhistischen Spruchs „Tag um Tag guter Tag“. Daneben entstehen weitere Gruppen von Bildern, oft seriell zueinander geordnet: Landschaften, See- und Blumenstücke, Interieurs, Puppen- und Totenköpfe, seit 2000 auch eine Gruppe mit dem Titel „Lange Kurzblicke“ als Übermalung alter, fragwürdig gewordener Bilder mit den Fragmenten alltäglicher Motive. Von Edmund Husserl entlehnte Dreher den Begriff der Phänomenologischen Reduktion als besondere Form der Erkenntnis: Erst nach Ausschaltung sämtlicher mentaler und emotional-wertender Setzungen erscheint dem Wahrnehmenden die Welt in ihrem So-Sein. Die Malerei von Peter Dreher überrascht durch ihre illusionistische und Identifikation stiftende Nähe zum gemalten Sujet, die doch zugleich – in der Serie – auch abstrakt wirkt, wie reine Malerei, die ihren Gegenstandsbezug nicht thematisiert. Der Künstler erklärt diese ambivalente Wirkung indirekt in einer Bemerkung über zeitgemäße Malerei: „Immer wieder beobachten, erleben, malen, als sähe man die Welt zum ersten Male. Stillstand, Leere, Freiheit emotionsloser Gleich-Gültigkeit; spiegelreine, interesselose Zweckfreiheit, ohne das Ziel ästhetischer Vollendung.“ Die Kunsthalle Erfurt präsentiert das Werk des langjährig an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe lehrenden und heute bei Freiburg lebenden Malers erstmals umfassend in den neuen Bundesländern.

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Peter Dreher: Tag um Tag guter Tag
Malereien