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Peter Gerwin Hoffmann gehört zusammen mit Richard Kriesche und Karl Neubacher zur ersten Generation von Medienkünstlern in den 1970er Jahren. Sie begannen in den Medien Fotografie, Film und Video - in Hoffmanns Fall auch in der Malerei - künstlerische Projekte zu realisieren und schufen so die Grundlagen für die weit über die regionalen Grenzen hinaus bekannte Grazer Medienszene. Einerseits die konzeptuelle Verwendung der Medien und andererseits das soziale Engagement können als die beiden Hauptkomponenten dieser Szene festgemacht werden. Kunst wurde ein Instrument zur kritischen Untersuchung der Schwachstellen und Problemzonen der Gesellschaft. Zusätzlich zur Befragung der Realität erfolgte aber auch die Befragung des Mediums, das letztlich über die Realität verfügt und somit in der Folge auch über wesentliche Teile unseres Bewusstseins.

Grundsätzlich ist Peter Gerwin Hoffmanns Kunst im Zusammenhang mit der Malerei zu rezipieren. Seine künstlerischen Anfänge in der zweiten Hälfte der 1960er Jahre liegen in diesem Medium. Der konzeptueller Zugang zur Malerei ließ ihn schon sehr früh eine medienreflexive Malerei betreiben. Aus diesem Bezug zur Realität - zur Medienrealität - ergab sich in den 1970er Jahren der direkte Eingriff in die Realität in Form eines gesellschaftskritischen Anspruches. In seinen jüngsten Überlegungen kehrt er zur Malerei zurück. Allerdings zu einer Malerei mit elektronischen Mitteln. Die vom Computer kreierten Farben, möchte er als solche in ihrer spezifischen Qualität eingesetzt wissen. Dem Computer soz. seine Einzigartigkeit lassen und ihn nicht als Simulationsmittel für andere Medien anwenden, wie es gegenwärtig mehr und mehr geschieht, ist sein Ziel. Es werden so Projektionsräume entstehen, die über die traditionelle Malerei hinaus reichen und durch neue Technologien eine Weiterentwicklung der Mediums Malerei bedeuten.

Die Ausstellung, die dem Werk Hoffmanns von seinen Anfängen bis heute gewidmet ist, ist die erste umfassende Präsentation dieses so wichtigen künstlerischen Schaffens. Hoffmann war zwar in Ausstellungen der Neuen Galerie vertreten (wie z. Bsp. in Styrian Window 1994 oder in M_ARS - Kunst und Krieg 2003), eine Einzelpräsentation, die eine Positionierung seines Werkes im überregionalen Zusammenhang vornimmt, steht bis heute aus. Auf vielfache Art ist Hoffmann seit den frühen 1970er Jahren, sowohl auf seine als auch auf die nachfolgende Generation, einflussgebend gewesen. Er war auch institutionell tätig bspw. von 1979 bis 1981 als Referent für bildende Kunst im Forum Stadtpark. Abgesehen von der Grundsätzlichen Beziehung zur Malerei ist Hoffmanns künstlerisches Bemühen den performativen, konzeptuellen Ansätzen in der Kunst verpflichtet, die er mitformuliert hat. Soziale und ökonomische Prozesse, sowie damit einhergehend die Auflösung des realen Raumes im institutionellen Kunstbetrieb, sind für seine Arbeit seit den frühen 1970er Jahren zentrales Anliegen. Mit dieser Schau wird die Neue Galerie einen umfassenden Einblick in ein Werk geben, das gerade heute, in Zeiten des Wiederaufgreifens eines gesellschaftskritischen Engagements innerhalb der bildenden Kunst, höchste Aktualität hat. Auch wenn man das heute existierende Interesse an der Malerei in Betracht zieht, so wird Hoffmanns intensive Medienreflexion, die er in seiner Malerei sehr früh praktiziert hat, zu einem wesentlichen Faktor, der dieses Werk so aktuell macht.

Die Ausstellung ist auch ein Beitrag der neuen Galerie zum "Koren-Jahr 2006". Peter Gerwin Hoffmann hat den Kulturpolitiker in seiner Arbeit "16 Reflexionen von einem Bild, das für Landesrat Koren wirbt" 1973, dargestellt. Außerdem fällt ein wesentlicher Teil der künstlerischen Karriere Hoffmanns in die Zeit in der Koren amtierte. Beide stehen für eine große Zeit des Aufbruches in Graz in der ein sehr offenes und dem Experiment gegenüber tolerantes Klima hier herrschte.

Pressetext

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Peter Gerwin Hoffmann 1960-2006
Malerei - Bild - Handlung
Personale steirischer herbst 2006
Kurator: Günther Holler-Schuster