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Die skulpturalen Installationen von Philipp Timischl (geboren 1989 in Graz, lebt in Wien) folgen meist einer wiederkehrenden formalen Anordnung: der Kombination von Flachbildschirmen, auf denen Video-Loops laufen, und darüber positionierten gleich breiten Leinwänden, die historische, textbasierte oder angeeignete Bilder zeigen (und oft über Epoxy auf rauer, unbearbeiteter Leinwand aufgebracht sind). Timischls hybride Skulpturen verweisen auf traditionelle kunsthistorische Konventionen wie das Tableau, die Bildplatten von Aby Warburg oder das Diptychon. In seiner Technik, Video-Displays in Skulpturen mit zweidimensionalen Gemälden zu überführen, setzt Timischl Verbindungen zwischen diesen historischen visuellen Konventionen und aktuellen Geräten einer massentauglichen Technologie wie Smartphones, Apple-Produkten, Flachbildschirmen, aber auch den Stil und die Gestaltung einer Werbung oder eines Product-Displays. Neben ihrer physischen Präsenz, den streng statischen, visuell-textuellen Panelen auf Leinwand, werfen die Arbeiten Fragen nach der Verletzlichkeit einer privaten Erfahrung auf, die sich der beispiellosen Vielfalt der Medien- und Informationsbilder unserer Zeit bewusst ist, aber auch der Instabilität des öffentlichen Raums und der oftmals problematischen Determinismen einer technologisch übersättigten Medien- und Informationswelt – und der damit verbundenen Überhöhung und Auslöschung einer persönlichen Erzählung.

Das Künstlerhaus, Halle für Kunst & Medien freut sich sehr, Philipp Timischls erste größere institutionelle Ausstellung auszurichten, wofür er eine neue installative Arbeit und ein Künstlerbuch entwickelte. Der Titel „They were treating me like an object. As if I were some sextoy or shit. I don’t wanna see them again.“ legt schon eine erste inhaltliche Fährte aus, die Timischl entlang der Fallstricke von Fragestellungen nach Repräsentationskritik im Wechselspiel einer medialisierten Gesellschaft, nach Identität und ihren Konstruktionen oder nach adäquater Kunstproduktion der nächsten Generation erstaunlich gelassen und produktiv aus dem Weg geht. Timischl zeigt keine autonomen Objekte, sondern vielmehr ein Pool an Informationen. Er legt den Prozess der Ideenfindung und Produktion einer Ausstellung offen und bringt deren Schritte mittels bedruckten und gleichmäßig von der Decke hängenden Bannern, Nebelmaschinen und einem kommissionierten Soundtrack (Coverversion von Linkin Parks „Rebellion” von Daphne Ahlers, Lonely Boys) auf eine Ebene. Auf den Bannern sieht der Besucher Stills aus einem noch nicht fertig gestelltem Videoprojekt neben Informationen wie dem Ausstellungstitel, diesem Pressetext, Unterhaltungen mit Freunden, Seiten aus seinem zu dieser Ausstellung erscheinendem Künstlerbuch oder auch den Text zu oben erwähntem Soundtrack. Es geht Timischl weder um Klarheit noch Durchblick und dies wird hier auch als gerne eingeforderte Vorstellung nach einfachen Lösungen und deren 1:1 vermittelbaren Abbildungen zurückgewiesen. Dennoch lässt sich eine Idee davon formulieren, trotz und mit allen Brüchen und Ablenkungen, und schließlich auch als Eines ausstellen: Es ist die personifizierte Ausstellung, die sich versucht zu rechtfertigen und den Besucher direkt adressiert: „They were treating me like an object. As if I were some sextoy or shit. I don’t wanna see them again.“

Anlässlich der Ausstellung erscheint ein Künstlerbuch, das anhand seiner spezifischen Machart und der Überarbeitung ausgewählter Werke der letzten Jahre, weniger ein Resümee über Timischls bisherige Arbeit zeigt, sondern diese vielmehr erweitert und einzelnen Projekten, ähnlich der Ausstellung, eine eigene Stimme gibt.