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Phillip Maiwald. Amok
Raum für Freunde im Kunstverein Wolfsburg
Eröffnung: 21.05.2015, 19 Uhr
Ausstellung: 22.05.–05.07.2015

Ein junger Mann sitzt über ein Puzzle gebeugt. Seine Kleidung ist fast durchgängig schwarz, er trägt schwere Militätstiefel und ein Baseball Cap. Sein Outfit ist nicht eindeutig einer Subkultur zuzuorden, es wirkt eher wie eine Mischung verschiedener Stilrichtungen, ein bißchen Industrial, ein bißchen Metal, ein bißchen Cyberpunk…. Der Raum in dem er sich aufhält, hat dunkel gestrichene Wände. Wir wissen nicht wer die Person ist, dennoch: Die düstere Atmosphäre des Zimmers erzeugt Beklemmungen. Das ungute Gefühl wird konterkariert von Verweisen auf ein banales Alltagsgeschehen: eine Spielkonsole liegt auf dem dunklen Teppich, die Zimmerwände sind dekoriert. Jemand wie du und ich?

Vergleiche mit medialen Bildern kommen uns in den Sinn: Die beiden 17 und 18 Jahre alten Schüler, die in der Columbine Highschool in Littleton am 20. April 1999 ein Blutbad angerichtet haben hatten einen ähnlichen Kleidungsstil. Diese Konnotation verdichtet sich über den Titel. „Amok“ heißt die Installation und gleichzeitig die Ausstellung im Raum für Freunde des Kunstverein Wolfsburg. Der Braunschweiger Künstler Phillip Maiwald hat dieses irritierende Environment entworfen. Seine installativen Eingriffe mit menschlichen Puppen erinnern ein wenig an die Arbeiten von Edward Kienholz, sind aber nicht wie diese so offensichtlich verstörend. Statt dessen legt Phillip Maiwald oft verschiedene Spuren in seinen Bildern: Subkultur und Außenseitertum treffen auf eine zutiefst menschliche Ebene, die sich im Trivialen offenbart. In früheren Arbeiten macht ein Anhänger der Gothic-Szene gerade seine Wäsche oder nimmt ein Hooligan ein Kamilledampfbad. Die extremen Gegensätze der menschlichen Existenz, der Wunsch nach Bedeutsamkeit, nach Individualität und Abgrenzung und die Angst vor dem Versinken in der Durchschnittlichkeit stehen neben der Einbindung in einfache, gesellschaftliche Prozesse und der Banalität des Alltags. Mit „Amok“ treibt Phillip Maiwald die damit einhergehenden Fragen zu der menschlichen Natur konsequent auf die Spitze. Nachdenklich lässt die Arbeit uns zurück, die quasi ein Abbild der Notizen und Tagebucheinträge der beiden Columbine-Attentäter sein könnte. In deren Nachlass fanden sich Sätze wie „Erlkönig auswendig lernen" und „Donuts backen fürs Oktoberfest“ neben „Ich möchte einen bleibenden Eindruck auf der Welt hinterlassen.“ „Ich bin Gott. Ich töte Menschen.“