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In ihrer neuen Ausstellung mit seltener Graphik von Pablo Picasso untersucht die Hachmeister Galerie in Münster das Verhältnis Picassos zur Kunstgeschichte und gibt Aufschluß über seine variantenreiche Aneignung eigener Themen wie Stilleben, Porträts seiner Frauen, Maler und Modell etc.

Wenn Picasso an Werke anderer Künstler anknüpfte, so war es doch immer ein Verwandeln im Sinne von Erfinden neuer Zeichen für ein altes Thema. Zu den bedeutendsten graphischen Paraphrasen über Themen alter Meister gehört der gleichnamige Zyklus nach dem Gemälde David und Bathseba von Lucas Cranach d. Ä. (1472 - 1553) aus den Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz, Gemäldegalerie, Berlin. Picasso ließ sich hier von einer Abbildung jenes biblischen Themas in einem Katalog inspirieren, den ihm sein Pariser Galerist Daniel-Henry Kahnweiler schenkte. Und nach einem anderen Werk von Cranach, dem um 1530 entstandenen Gemälde Venus und Cupido (Staatliche Museen Preußischer Kulturbesitz, Gemäldegalerie, Berlin) entstehen 1949 vier Lithographien. Hier kostet Picasso alle Möglichkeiten der Lithographie zwischen Umrisszeichnung und flächenhafter Malerei aus. Vorlage dieses Motivs war wohl eine Postkarte des Cranach-Gemäldes, die Kahnweiler ihm aus Berlin schickte.

Picasso hat bei der Bearbeitung des lithographischen Steines nach einer Variation von 1955 zu Delacroix' Frauen von Algier (Louvre, Paris) richtiggehend in den Stein hineingegraben und damit die Lithographie als Flachdruck ad absurdum geführt, denn die bekannt wenigen Abzüge weisen ein fühl- und sichtbares Relief auf. Picassos Interesse galt nicht so sehr Delacroix' Formen, sondern eher dessen Figurendramaturgie, die er mit seiner unkonventionellen Experimentierlust in diesem Medium noch erhöht.

In seiner Radierung Paris,14.Juli 1942, eine Allegorie über den Frieden, nimmt Picasso Bezug auf die Antike und paraphrasiert die Reliefs der Ara Pacis Augustae, des zwischen 13 und 9 v.Chr. in Rom errichteten Tempels zu Ehren der durch Augustus garantierten Friedenszeit.

Ein weiterer Höhepunkt der Ausstellung bedeuten die äußerst seltenen elf Zustände des Bärtigen Mannes von 1962, anhand derer exemplarisch die Entstehung eines Farblinolschnittes vorgestellt wird. In der Folge der Frau vor dem Spiegel demonstriert der Künstler einen fortlaufenden Stilwechsel im zeichnerischen Ausdruck und die fünf Variationen des Stillebens Tisch mit Fischen von 1948 sind nicht nur Zeugnis der höchsten Meisterschaft in der Kunst der Lithographie – die Binnenstrukturen der Gegenstände werden im Laufe der Entwicklung der Variationen mit einer komplexen Formensprache aufgeladen. Das Spezifische der Gegenstände wird zum Allgemeinen erhoben – zur reinen, verlebendigten Form.

Katalog 54 Abb., 88 S., dt./engl

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Picasso - Paraphrasen und Variationen
Pablo Picasso