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Eröffnung: Mittwoch, 19. 9. 2007, 19 Uhr

Der polnische Künstler Piotr Ukla?ski bedient sich in seinen Fotoarbeiten, Collagen, Skulpturen und Installationen stereotyper Motive und Strategien aus Popkultur, Kunst und Kino, um Fragen nach kultureller Identität und Authentizität aufzuwerfen.

Uklanski sagt man eine gewisse Unverfrorenheit nach, in der Hinsicht, wie er mit den Erwartungen des Publikums spielt, wie er die Strategien der Selbstinszenierung und -vermarktung nicht nur nutzt, sondern aus diesen Mitteln grundlegende Aspekte seiner konzeptuellen Arbeit gewinnt und darin, wie er Referenzen ver- einnahmt. Er geht von Bildern aus, die an sich schon verbraucht, bankrott und hohl sind. Er recycelt Visuals, Konzepte und Klischees – von Landschaften, Sonnenuntergängen, Hollywood, großen Künstlern, Sammlern, Kuratoren – und verleiht ihnen eine neue, ebenso krasse wie verführerische Präsenz, gerade indem er die Politiken unterschiedlicher Bildwelten hinterfragt. Es ginge jedoch in die falsche Richtung, seine Vorgehensweise entweder als kritisch oder affirmativ zu bezeichnen. Diese Kategorien gleiten an den perfekten Oberflächen ähnlich ab wie an den Arbeiten von Jeff Koons.

Uklanski inszeniert sich als Star und „Bad-Boy“ der Kunstwelt. Sein Film SUMMER LOVE, 2006, ein tragikomischer Western, dessen prominentestem Darsteller, Val Kilmer, in der Rolle einer Leiche nicht ein einziges Wort zugestanden wird, wurde selbstredend als der „erste“ polnische Western lanciert; seine Freundin Alison Gingeras, deren entblößten Hintern er in einer doppelseitigen Anzeige in Artforum als UNTITLED (GINGER ASS), 2003, publizierte, ist Kuratorin für den Sammler François Pinault. Die Röntgen- aufnahme eines Schädels in psychedelisch flirrenden Farben zeigt nicht irgendeinen Schädel, sondern eben jenen dieses bedeutenden Sammlers. Elizabeth Peyton, die für ihre Porträts von Celebrities bekannt ist, hat auch Piotr Ukla?ski gezeichnet. Rollenspiel und Ruhm interessieren ihn, denn breite Resonanz ist eine Folie, auf der er sein Künstlerimage gezielt platzieren kann.

Doch vielmehr als an dem eigenen Mythos zu stricken, geht es ihm darum, dessen Mechanismen zu analysieren. In seinen Inszenie- rungen übernimmt er gerne multiple Rollen, u. a. „Modernist, Post-Minimalist, Pop-Konzeptualist, Fotograf, Dilettant, Muse eines Malers, politischer Künstler wie Boltanski und Filmemacher wie Polanski“ (Flash Art, Nr. 236, May 2004).

In der Secession zeigt er ältere sowie neue ortsbezogene Arbeiten und unterzieht damit seine eigene Produktion einer Neubefragung, die ein Selbstporträt des Künstlers als Montage, als nicht- authentisches, künstliches Konstrukt zeichnet. In einem Interview sagt er: „Wenn wir annehmen, dass Kunst oder eine andere kreative

Aktivität in der Lage ist, die Wahrheit über die menschliche Existenz zu reflektieren, [...] sollte sie diese Existenz nicht nachahmen, sondern eine künstliche Realität/Form schaffen [...].“ (Spike, Nr. 11, 2007) Ist er am Ende doch ein Romantiker?

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog (dt./engl.)

PIOTR UKLANSKI geb. in 1968 in Warschau (Polen), lebt und arbeitet in New York und Warschau

EINZELAUSSTELLUNGEN (Auswahl): 2005 Tristes Tropiques, Galerie Emmanuel Perrotin, Miami; Mosaïc at Museo de Acude, Rio de Janeiro; Polonia, Galerie Emmanuel Perrotin, Paris; 2004 Earth, Wind and Fire, Kunsthalle Basel; Zimna Wojna, Galleria Massimo De Carlo, Mailand; La Flamme Eternelle à l'amitié franco-polonaise, La Nuit Blanche, Paris; 2003 New Paintings, Gavin Brown’s Enterprise, New York; 2002 Galerie Emmanuel Perrotin, Paris; Galleria Massimo De Carlo, Mailand; 2001 Sneak Preview, Migros Museum für Gegenwartskunst, Zürich; The Deep, Gavin Brown’s Enterprise, New York; 2000 A Norwegian Photograph, Fotogaleriet, Oslo; Nazisci, Galeria Zacheta, Warschau; The Nazis, Kunstwerke, Berlin; Project 72, Museum of Modern Art, New York.

GRUPPENAUSSTELLUNGEN (Auswahl): 2006 Where are we going?, Palazzo Grassi, Venedig; 2005 Poles Apart: Contemporary Polish Art, Rubell Collection, Miami; Expérience de la durée, Lyon 8th Biennial of Contemporary Art; Superstars – The Principle of Renown, Kunsthalle Wien; Just do it!, Lentos Kunstmuseum, Linz; Universal Experience: Art, Life and Tourist’s Eye, Museum of Contemporary Art, Chicago; Coolhunters, ZKM, Karlsruhe; 2004 La Flamme Eternelle, La Nuit Blanche, Place du Trocadéro, Paris; Image Smugglers, 26th Biennial of São Paulo; Art After Image, Neues Museum Weserburg Bremen; Czarny Kwadrat, Bialystok, Polen; 2003 The Moderns, Castello di Rivoli, Turin; Dreams and Conflicts, the Dictatorship of the Viewer, Hidden in a Daylight, Hotel Pod Brunatnym Jeleniem, Cieszyn, Polen.

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Piotr Uklanski - A Retrospective