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1979 konzentriert sich Platinos Arbeit auf die Konzeption und Realisierung von RED SPACE 1: Ein realräumliches, in sich differenziertes, rotes Farbkontinuum verbindet in RED SPACE 1 den Lebensort mit dem Ort der künstlerischen Produktion, deren Gegenstand dieser Ort selbst ist. Das monochrome Kontinuum und seine Wirkung öffnen und verflüssigen die Gattungsgrenzen von Malerei, Skulptur und Architektur wie auch die kategorialen Unterschiede von Kunst- und Gebrauchsgegenständen. Lebens- und Arbeitssituationen, Kunst- und Lebensprozesse geraten in Interaktion und Übergang. Öffentlich zugänglich führt RED SPACE 1 im Werk selbst und unmittelbar im Rot Kunstherstellung und Kunstgebrauch, Betrachter und Künstler lebensnah zusammen.

Beim Betreten von RED SPACE 1 erfolgt ein Farbschock: Das (zusätzlich mit Licht) verdichtete Rot blendete und desorientierte den Beschauer. Raum und Gegenstände, wie auch die eigens für RED SPACE 1 gefertigten Objekte, schienen miteinander zu verschmelzen und drohten zu verschwinden – enträumlicht, verflächigt, entmaterialisiert. Auf diese Überwältigung und Beraubung der Sinne folgte nach einer Adaptionszeit deren Intensivierung: abgeschnitten vom zielgerichteten Wahrnehmen und Wiedererkennen wurde Sehen zu kontemplativem Beschauen sich differenzierender Phänomene im Rot. Verließ man in diesem Zustand den Ort, so wirkte die Außenwelt ähnlich schockartig wie RED SPACE 1 zuvor beim Eintreten.

1982 gehen aus werkbegleitenden, dokumentarisch beabsichtigten Fotografien die ersten rot-monochromen EXTERNs hervor: großformatige, mit Acrylglas verbundene Cibachrome-Abzüge. »Kontingente Ordnungen« im noch baustellenartigen RED SPACE 2 führen 1988 zu neuen, gegenständlicheren Fotografien und EXTERNs, die das Werk aus der rot-monochromen Totalität herausführen. Der Raum, 1991 umbenannt in SPACE 2, erhält nun eine farblich subtile, zurückhaltende Atmosphäre, die das Eigenleben von Gegenständen, Objekten und Materialien forciert, in sich aufnimmt und relativiert. Das wiedererkennbar Alltägliche und das faktisch Präsente in SPACE 2 als »Werk« zu erfahren, fordert ein Höchstmaß an offener Wahrnehmung. Die Auflösung von SPACE 2 und der Beginn von SPACE 3 setzen 2003 der experimentellen, künstlerischen Suche neue Bedingungen. Die daraus entstandenen Fotografien und EXTERNs sowie die seit 1994 »extern« realisierten Farbinterventionen und Wandmalereien deuten auf eine starkfarbige, polychrome Ausformung von SPACE 3 hin. Als Quellen und Zentren eines Werkkomplexes setzen SPACE 3 und die vorhergehenden SPACEs die Eigendynamik eines offenen, unvorhersehbaren, mit dem alltäglichen Leben sich austauschenden Werkprozesses an die Stelle einer Werkvollendung. Dieser Prozess und dessen eigenständiger, solitärer Charakter kristallisieren in den EXTERNs zur Intensität bildlicher Energie im Hier und Jetzt. Platino / Harry Schlichtenmaier