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Political Affairs - Language is not Innocent
18.05.2019 – 21.07.2019

Kuratiert von Monica Bonvicini und Bettina Steinbrügge
Special Guest: Jason Dodge

Teilnehmende Künstler*innen: Karo Akpokiere, Art & Language, Alice Attie, Monica Bonvicini, Andrea Bowers, George Brecht, Daniela Comani, Guy Debord, Jeremy Deller, Willie Doherty, Sam Durant, Elmgreen & Dragset, Öyvind Fahlström, Claire Fontaine, Jakob Kolding, Barbara Kruger, Aleksandra Mir, Adrian Piper, Pope L, Chris Reinecke, Allen Ruppersberg, Maruša Sagadin, Superflex, Ron Terada und Poet Ai, read by Donika Kelly

„[Es gibt] nichts Abgehackteres, Unterbrocheneres, Repetitiveres, Konventionelleres, Widersprüchlicheres als die politische Rede; unaufhörlich unterbricht sie sich, fängt sie sich wieder, wiederholt und verrät sie ihre Versprechen (…).“ (Bruno Latour aus Existenzweisen. Eine Anthropologie der Modernen)

Die Gruppenausstellung Political Affairs – Language Is Not Innocent untersucht, wie Künstler*innen mit Sprache umgehen, um politische und gesellschaftliche Behauptungen aufzustellen, um kritische Ideen über die gegenwärtige Gesellschaft zu formulieren und um die Modi von Mediation und Macht zu erforschen. Die von Monica Bonvicini und Bettina Steinbrügge kuratierte Schau versteht künstlerische Praxis als eine Überarbeitung visueller Formen und Methoden, um politische und kritische Ideen zur zeitgenössischen Gesellschaft zu präsentieren. Dabei wird deutlich werden, wie Texte, Stimmen und Standpunkte konstruiert, reproduziert und manipuliert werden. Werden in der Kunst Texte vom ursprünglichen visuellen Kontext entkoppelt, dann ermöglichen sie alternative Lesarten zu historischen, sozialen und politischen Momenten und werden dadurch subversiv. Solche Kopier- und Re-kontextualisierungsakte sind starke Gesten mit politischen Implikationen und können Anstoß für die Umgestaltung der Welt und das Handeln in dieser bieten.

Die für POLITICAL AFFAIRS – Language is not innocent ausgewählten Werke teilen eine viszerale, affektive Resonanz, die in der Lage ist, Ideen und Konzepte in eine körperliche Erfahrung zu verwandeln. Die Ausstellung, die aus Zeichnungen, Druckgrafiken, Skulpturen, performativen Klanginstallationen und anderen Medien besteht, versucht, den Prozess zu beleuchten, wie Subjektivitäten und persönliche Erfahrungen Produkte der Bilder und Konzepte sind, die täglich um und durch uns herum zirkulieren oder historisch zirkulierten. Zudem scheinen neue und widersprüchliche Lesarten unserer heutigen Zeit auf und werden heutige Komplexitäten in Frage gestellt. Viele Künstlerinnen nehmen die Sprache der Politik und der Massenmedien, des Kinos und der Literatur strategisch auf, um die Konventionen, Stereotypen, Verhaltensmuster, eingefahrene Meinungen und Tabus, denen unsere Gesellschaft verpflichtet ist, zu enthüllen. Im Kontext einer Zeit, in der sich die politischen Kommunikationsstrukturen und -kanäle durch die technologische Entwicklung radikal verändert haben, gibt die Ausstellung einen Einblick in die Art und Weise, wie Künstlerinnen die Veränderung von Sprache in der Politik wie in der Kommunikation angehen und ausarbeiten.

Allgemein gesprochen ist die politische Sprache ein Kampf „mit Worten um Worte“, der darauf abzielt, die öffentliche Meinung zu beeinflussen. Max Frisch schrieb dazu: „Der Künstler blickt um sich. Indem er den Redensarten der politischen Sprache eine andere Sprache entgegensetzt, die Sprache seiner Erfahrung, entlarvt er die Herrschaftssprache als Herrschaftssprache, als Trug-Sprache (...).“ In einer demokratisch verfassten Gesellschaft brauchen wir nicht nur „Gegen-Mächte“ innerhalb der politischen Sprache, sondern wir brauchen außerhalb davon auch „Gegen-Positionen zur Macht“. Erst in diesem Gleichgewicht vermag die Freiheit jene frische Luft zu bringen, die wir als Bürger zum Atmen brauchen.