press release only in german

Schätze, die nicht mehr nur im Verborgenen funkeln Der schleswig-holsteinische Adel gibt sich die Ehre: Stilvoll und reisefreudig, emanzipiert und mit ausgeprägtem Familiensinn, bürgernah und religiös, dabei kunsthistorisch, archäologisch und geographisch interessiert: Die Sommerausstellung in der Kunsthalle zu Kiel gibt einen umfassenden Überblick über die privaten Kunstbestände des Adels vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert. Mit Ausdauer und Spürsinn ist es den Kuratoren Dr. Telse Wolf-Timm, Dr. Peter Thurmann und dem Kunsthallen-Direktor Dr. Dirk Luckow gelungen, glanzvolle Werke aus schleswig-holsteinischen Adelshäusern nach Kiel zu holen. Die facettenreiche und qualitätvolle Ausstellung ist auch ein Dank an die Adelsfamilien, die als Kunstmäzene und Kunstsammler dem Traditionshaus manch kostbares Objekt geschenkt und zahlreiche Ankäufe ermöglicht haben. Viele der 150 Exponate werden erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und sind teilweise der Forschung bisher unbekannt.

Einblicke in die adligen Privatsammlungen Schon der Titel „Privatissimo“ deutet darauf hin, dass es nicht darum ging die fürstlichen Kunstschätze zu präsentieren, die in den Sammlungen auf Schloss Gottorf, Schloss Glücksburg, Schloss Jever, dem Ahrensburger, Eutiner und Plöner Schloss sowie im Oldenburger Landesmuseum oder auf dem Museumsberg Flensburg ständig zu besichtigen sind. Im Vordergrund des Ausstellungskonzeptes standen vielmehr die Schlösser, Gutshöfe, Herrenhäuser und adeligen Klöster in Schleswig-Holstein, die man nicht mit einer Eintrittskarte in der Hand besuchen kann, in denen die Grenzen zwischen täglichem Leben und repräsentativen Bildergalerien fließend sind und ein Miteinander von bildender und angewandter Kunst anklingt. Erstmals seit der Altonaer Jubliläumsausstellung von 1914, der einzigen ähnlich umfassenden Vorgängerausstellung im Schloss Donner, werden damit die in den Adelshäusern schlummernden Kunstschätze an das Licht der Öffentlichkeit geholt.

Sternstunden der internationalen Adelskultur Zum 100-jährigen Jubiläum des Kunsthallengebäudes am Düsternbrooker Weg finden sich bedeutende Werke aus sechs Jahrhunderten an der Förde ein. Die Ausstellung Privatissimo dokumentiert in chronologischer Abfolge alle Epochen, Stile und Kunstgattungen vom Mittelalter bis hin zur Klassischen Moderne. Hochkarätige Bildnisse von Königen, Herzogen, Grafen, Prinzen und Baronen, die bis heute die Privaträume der Adelsfamilien schmücken, sind jetzt in der Kieler Kunsthalle zu bestaunen. Darunter ein aufsehenerregendes Großformat des Königs von Schweden, Gustav III. Adolf, aus den Privatgemächern des Landgrafen von Hessen, ein Bildnis Katharina der Großen mit üppigem Brokat aus dem Schloss Eutin sowie ein Bildnis des dänischen Königs Christian V. Diese Gemälde lassen keinen Zweifel am traditionsreichen europäischen Beziehungsgeflecht des schleswig-holsteinischen Adels, an seinen Verbindungen nach Kopenhagen, Stockholm oder St. Petersburg. Den Besucher erwarten Sternstunden der Adelskultur: selten gezeigte Gemälde von Jürgen Ovens, Jan Fyt, Cornelis de Heem, Hans Thoma, Victor von Plessen, Friedrich Carl Gröger, Angelika Kauffmann und Salomon Ruysdael, aber auch Klassiker der Moderne wie ein bisher unbekanntes Aquarell von Emil Nolde und ein Gemälde von Willi Baumeister. Dem nordischen Understatement folgend übergaben die Leihgeber ihre Sammlungsobjekte nur unter der Bedingung, dass sie anonym bleiben; die folgenden Güter dürfen genannt werden: Gut Rosenkrantz, Gut Deutsch-Nienhof, Kloster Preetz, Gut Schierensee, das Johanniskloster in Schleswig, das adelige Damenstift Itzehoe und Kloster Uetersen.

Sechs Jahrhunderte Kunstgeschichte in Schleswig-Holstein Die Ausstellung Privatissimo. Kunst aus schleswig-holsteinischem Adelsbesitz wirft ein neues Licht auf die Kunstproduktion und das Selbstverständnis des Adels in Schleswig-Holstein. Mit dem Betreten der Ausstellung spürt der Besucher: Hier herrscht nicht Überfluss und schöner Schein, sondern stilvolle Eleganz und zurückhaltende Noblesse. Die adligen Porträts sind nicht so schwelgend, die Perücken nicht so triumphierend, die sinnlichen Details nicht so üppig und hochgezüchtet wie man es von den Paradestücken aus den Ateliers und Palästen in Rom, St. Petersburg, Wien, Potsdam oder Paris kennt. Das Porträtieren – für den schleswig-holsteinischen Adel also eher eine Pflichtübung denn eine Lust? Natürlich schuf man mehr als nur ein Abbild, doch die Porträts sollten eher die Familienbande stärken denn der prunkvollen Zurschaustellung dienen. Im Flanieren durch die Ausstellung kann der Besucher den geistigen Wandel der Epochen nachvollziehen: Beginnend mit den mit Gepränge belandenden Porträts der Renaissance, über einen schleichenden Prozess der Entmonumentalisierung der Lebenskultur bis zu den schlichteren, von Machtinsignien befreiten Porträts des 19. Jahrhunderts – der schleswig-holsteinische Adel gibt sich bürgerlich und schlicht und identifizierte sich eher mit literarisch-poetischen Lebenskonzepten einer intellektuellen Salonkultur denn mit spätbarocken Zierat, plumpen Pomp und üppigen Gelagen.

Kontinuität und Kunstförderung: Die Liebe zum Sublimen Mit der besonderen Auswahl und Präsentation der Schönheit und stilistischen Vielfalt der gezeigten Objekte ehrt die Kunsthalle zu Kiel die kunstliebenden Adelsfamilien, ihren sorgsamen Umgang mit der Tradition und ihren Verdienst als Förderer der Kunst und des Kunsthandwerks. Über die Jahrhunderte hinweg bis heute ist der Adel in Schleswig-Holstein ein nicht wegzudenkender Kulturfaktor. Seine Weltoffenheit und Toleranz gegenüber Fremden verbindet sich hier mit einer ganz besonderen Kunstexpertise. Die scheinbar beiläufigen farblichen Inszenierungen können auch als Ausdruck des unmittelbaren Umgangs mit der Kunst als Teil einer gelebten Adelskultur sein, der sich die Kieler Kunsthalle nahe fühlt. An der Förde erinnert man sich seiner historischen Wurzeln: Der schleswigholsteinische Adel hat – neben Professoren der Christian-Albrechts-Universität, Kaufleuten und Künstlern – die Geschicke des Schleswig-Holsteinischen Kunstvereins und später der Kunsthalle zu Kiel von den Anfängen bis weit ins 20. Jahrhundert mitbestimmt. Er stellte mit der Gründung der ersten Kunsthalle im Jahr 1854 jedes fünfte Vereinsmitglied. Neben dem Stellenwert des Kunstvereins in den deutsch-patriotischen Bestrebungen um und nach 1848 spielte die Schaffung eines kulturellen Zentrums in den Herzogtümern auch für den Adel eine entscheidende Rolle.

Die Kunsthalle zu Kiel – Ein historisches Kabinett zum Flanieren In chronologischer Abfolge werden in der Ausstellung Glanzstücke aus jeder Epoche präsentiert. Beginnend mit dem Mittelalter begegnen dem Besucher Objekte faszinierender, sakraler Schönheit aus schleswig-holsteinischen Klöstern wie einem Äbtissinnenstab aus dem Damenstift Itzehoe. Der Renaissance- und Barockraum präsentiert prunkvolle Herrscherporträts, qualitätvolle Stillleben, geheimnisvolle Mythologien und Historienbilder und lässt ahnen, dass Repräsentation und politische Rhetorik stets aufs Engste verbunden waren. Auf der Galerie entlang der Kabinetträume wird das Thema „Sehnsucht nach Italien“ inszeniert. Das Kuriositäten- und Zeichnungskabinett zeigt, dass das Thema Reisen, Sammeln und Forschen zum Selbstverständnis der Neuzeit gehörte und in Schleswig-Holstein eine besondere Ausprägung fand. Das 18. Jahrhundert war gekennzeichnet durch eine feinsinnige Salonkultur. Auf Gut Emkendorf und in Gut Knoop trafen sich Geistesgrößen wie Matthias Claudius, der Goethe-Freund Christoph Friedrich Nicolai, Johann Casper Lavater, Friedrich Gottlieb Klopstock und die Fürstin zu Gallitzin zu Disputen über Kunst, Wissenschaft und Philosophie. Klassizismus, Romantik und Biedermeier, Historismus und Gründerzeit, die Klassische Moderne und die Abstraktion – jede dieser Epochen ist mit Spitzenwerken vertreten und erzählt Geschichten aus dem Leben des schleswigholsteinischen Adels. Der Blick in die Adelshäuser wird durch einen Katalog dokumentiert, der von dem Sammler Christian Boros gestaltet wurde. Der Prachtband charakterisiert die Glanzstücke in ihrem persönlichen Umfeld und zeichnet damit ein Stück postmoderner Rezeptionsgeschichte nach.

only in german

Privatissimo
Werke aus schleswig-holsteinischem Adelsbesitz
Kuratoren: Telse Wolf-Timm, Peter Thurmann

Künstler: Giovanni Battista Cima da Conegliano, Nicolaus Andrea, Willem Janszoon Blaeu, Hans Gudewerdt der Ältere, Peter Paul Rubens, Salomon van Ruysdael, Jan Fyt, Jan Davidsz de Heem, Cornelis de Heem, Jurgen Ovens, Francois Langot, Gaspar Pieter Verbruggen der Jüngere, Balthasar Denner, Charles Andre Boulle, Mathias Ortmann, Etienne Meunier, F. Schroder, David Luders, Carl Gustav Pilo, Johann Georg Ziesenis, Giuseppe Bottani, Vigilius Erichsen, Johann Heinrich Tischbein der Ältere, Peder Als, Anton Graff, Georg David Matthieu, Johann Andreas Gottfried Adler, Johann Georg Bonifaz Buchwald, Adrien Pierre Dupain, Jakob Philipp Hackert, Johan Tobias Sergel, Angelika Kauffmann, Anton Raphael Mengs, Pierre Jouffroy, Jens Juel, Jean Duplessi-Bertaux, Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, Wilhelm Bottner, Simon Denis, Elisabeth Vigee Le Brun, Ludwig Philipp Strack, Antonio Canova, Friedrich Carl Groger, Heinrich Jacob Aldenrath, Johann Christian Reinhart, Joseph Anton Koch, Bertel Thorvaldsen, Jean Baptiste Reveillon, Giuseppe Anselmo Pellicia, Sophie Grafin von Reventlow, Carl Friedrich von Rumohr, Carl Adolf Senff, Georg Friedrich Kersting, Albrecht Adam, Louise Seidler, Johan Christian Dahl, Theodor Rehbenitz, Otto Graf von Baudissin, Julius Schnorr von Carolsfeld, Detlev Conrad Blunck, Eduard Magnus, Valentin Wassner, Johann Mohr, Hermann Kauffmann der Ältere, Louis Gurlitt, Carl Rahl, Charles Ross, Friedrich Adolf Hornemann, Eduard Schleich der Ältere, Robert Eberle, Wilhelm Busch, Joseph Willroider, Nikolaus Gysis, Fritz Julian Heinrich Kamphovener, Franz von Lenbach, Hans Makart, Eugen Bracht, Max Liebermann, Thomas Herbst, Hans Olde, Adolf Brutt, Max Roeder, Emil Nolde, Heinrich Vogeler, Victor Hammer, Victor von Plessen, Willi Baumeister, Heinz Kreutz