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Die Ausstellung "privat/öffentlich" zeigt Text bezogene Arbeiten sehr unterschiedlicher Künstler, deren gemeinsamer Nenner durch ihre jeweils spezifische künstlerische Auseinandersetzung mit dem Öffentlichen und dem Privaten definiert werden kann.

Dieses gegensätzliche Begriffspaar ist das Produkt der Arbeitsteilung in einer differenzierten Gesellschaft mit politischen Medien und einem gewissen politischem Respekt. Darüber hinaus setzt die rasante Entwicklung der Technologie und der Massenmedie der Frage was öffentlich und was privat ist, immer mehr Grenzen. Öffentliche Auseinandersetzungen werden durch narzisstische und infantile Attitüden bestimmt. Dafür wird das Privatleben nicht nur durch mehr Kontrollen sondern auch durch "Social Engineering" und Marketing-Strategien und eine Untergrabung der Gesetze zum Schutz der Privatsphäre zunehmend verletzt.

Jenny Holzer bedient sich in ihrer Arbeit direkt dieser Instrumente der Massenmedien, wie zum Beispiel LED-Schriftbänder oder Poster, und trotz, beziehungsweise gerade auf Grund der Verwendung dieser kommerziellen und öffentlichen Darstellungsmittel, sind ihre formulierten Sätze und Wahrheiten sehr persönlich und existentiell. "Protect me from what I want" steht nicht nur sinnbildlich für Jenny Holzers Schaffen sondern ebenso für den Begriff des Überichs, der unser konsumorientiertes Bewusstsein des Privaten bestimmt.

Mark Lombardi zeigt in seinen Zeichnungen, Diagrammen und Grafiken die politischen und finanziellen Beziehungsverflechtungen zwischen Unternehmen und anderen mächtigen Instanzen und Personen aus Politik und Wirtschaft auf. Der Künstler verbrachte die letzten Jahre seines frühzeitig beendeten Lebens mit Nachforschungen und Darstellungen der Wirtschaftswelt und ihrer bekannten Persönlichkeiten sowie deren oft verschleierte Verbindungen untereinander.

Emily Jacir plaziert als Künstlerin palästinensischer Herkunft öffentliche Anzeigen in Tageszeitungen in denen sie anonym mit Annoncen wirbt, wie zum Beispiel "dark-eyed Palestinian temptress who is ready to settle down and go home with a Jewish man who will get me there". Ihre derartigen zahlreichen Anzeigen in verschiedenen amerikanischen Zeitungen haben nicht nur einen kritischen Blick auf die blutigen Auseinandersetzungen zwischen Israel und Palästinensern um das Rückkehrrecht bewirkt sondern gleichzeitig Journalisten und das Simon Wiesenthal Center wegen Fragen der Sicherheit der Israelis in Sorge versetzt. Eine Anzeige lautet ironischer Weise: "You stole the land, may as well take the women!"

Joseph Grigely ist taub und benutzt oftmals Notizen als Hilfsmittel zur Kommunkation. Dadurch kreiert er eine Folge von vergänglichen und kurzlebigen Zetteln, Papieren und schnellen Aufzeichnungen seiner privaten Gespräche. In seiner künstlerischen Arbeit sammelt und wiederverwendet er diese Notizen, welche auch die der beteiligten Gesprächspartner miteinbezieht, und präsentiert dieses im Kunstkontext in seinen Installationen.

Rainer Ganahl hat für "Das Zählen der letzten Tage der Sigmund Freud Banknote" während der letzten sieben Monate des Umlaufs der 50 Schillingscheine seine Träume notiert. Die Notizen, Transkriptionen und Währungsumrechnungen sind zusammen mit den Banknoten, die das Porträt Sigmund Freuds tragen, zu Arbeiten auf Papier montiert. Das in New York City gesammelte Traummaterial zeigt neben privaten Geschichten und Kunst-Gossip auch deutliche Spuren einer "Post-9/11-Paranoia". Die Angst vor Übergriffen durch das neu geschaffene "department of homeland security" inspirierte Ganahl auch zu einer Reihe von kurzen Videos in denen er Sätze in elf von ihm erlernte Sprachen übersetzt, wie zum Beispiel "Ich bin kein Terrorist", "Ich bin kein religiöser Fanatiker". Das endlose Erlernen von Fremdsprachen ist Teil seiner künstlerischen Praxis. Rainer Ganahl, Februar 2003

Pressetxt

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privat/öffentlich
kuratiert von Rainer Ganahl

mit Jenny Holzer, Mark Lombardi, Emily Jacir, Joseph Grigely, Rainer Ganahl