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Berlin nimmt in vielerlei Hinsicht eine Sonderrolle in der neueren Geschichte Deutschlands ein. Ihre politische Bedeutung führte die Stadt im Verlauf des 20. Jahrhunderts durch eine wechselvolle Geschichte, deren einschneidendste Wirkung in Kriegszerstörung und Teilung bestand. Doch auch danach spiegelte Berlin wie keine andere Stadt in Deutschland das Schicksal der gesamten Nation wider: als Frontstadt während des "Kalten Krieges" genauso wie als Zentrum der Revolten der sechziger und siebziger Jahre oder danach als "Eldorado der Subkulturen". Und noch einmal, als 1989 der Eiserne Vorhang fiel, stand Berlin im Mittelpunkt der Geschichte: Mit dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland 1990 vollzog sich die Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaaten. Seit 1999 ist Berlin als Hauptstadt auch wieder Sitz der Regierung und damit politisches Zentrum des "neuen" Deutschland. Wo könnte also besser beobachtet werden, "wie zusammenwächst, was zusammengehört" als in dieser Stadt? Hier, in der "Baustelle der Wiedervereinigung" vollzieht sich am augenfälligsten der Wandel der Bundesrepublik.

Für die Kunst in Berlin brachten die Jahre des Umbruchs zwischen 1989 und 1999 einschneidende Veränderungen. Nicht nur trat Ende der 80er Jahre eine neue Künstlergeneration aus Ost- und West-Berlin hervor, die Stadt wurde auch mehr und mehr ein Anziehungspunkt für Künstler aus dem In- und Ausland. Die Auswahl der Künstlerinnen und Künstler orientiert sich an folgenden Entwicklungen: Bereits in den 80er Jahren prägt sich in West-Berlin eine situations- und ortspezifische Arbeitsweise aus, die maßgeblich von den Künstlern des "Büro Berlin" – Raimund Kummer, Hermann Pitz, Fritz Rahmann – vertreten wurde. Dadurch ändert sich das bis in die späten 80er Jahre weit verbreitete Bild einer von der Malerei dominierten Kunst in (West-) Berlin und es rücken konzeptuelle Tendenzen, Kontextkunst und raum- wie ortsbezogene Arbeitsweisen in den Vordergrund. Im Zuge des Umbaus der Stadt fanden sich zahlreiche temporär zu nutzende Orte, die von Künstlern und Kunstprojekten besetzt wurden. Die enstehenden nicht-institutionellen Strukturen trugen nicht unerheblich zur Vervielfältigung und Beschleunigung der Kunstproduktion bei. Aus dem Ostteil der Stadt finden um 1990 besonders Künstlerinnen und Künstler aus der Gruppe der "Autoperforationsartisten" – (e.) Twin Gabriel, Via Lewandowsky, Rainer Görß und Micha Brendel – überregionale Beachtung. Sie gehörten zu einer jüngeren Kunst - und Musikszene, die sich außerhalb der staatlichen Strukturen der DDR Ende der 80er Jahre entwickelt hatte. Prozeßkunst, Installation und performative Tendenzen markieren diesen Umbruch in der ostdeutschen Kunst. Die Ausstellung QUOBO zeigt Arbeiten von internationalen Künstlerinnen und Künstlern, die in den hier skizzierten Zusammenhängen in Berlin gearbeitet haben und die in den Jahren zwischen 1989 und 1999 besonders hervorgetreten sind..

Intergraler Bestandteil der Ausstellung ist ein "Archiv im Netz", das Informationen zu wegweisenden Projekten der 80er Jahre bietet und das vielfäftige Spektrum unabhängiger Projekte vorstellt, die in den 90er Jahren in Berlin entstanden sind: www.quobo.de.

Zur Ausstellung liegt ein Katalog vor.

Die nächsten Termine.

22. Juni – 31. Juli 2006 Muzej "25. maj" Belgrad, Serbien und Montenegro Kooperation mit Goethe-Institut Belgrad

17. November 2006 – 7. Januar 2007 The Contemporary Art Centre of Vilnius Vilnius, Litauen Kooperation mit Goethe-Institut Vilnius

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