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Das Jüdische Museum Berlin zeigt im Herbst die erste umfassende retrospektive Ausstellung des amerikanischen Künstlers R. B. Kitaj nach dessen Tod vor fünf Jahren. Die Ausstellung versammelt Leihgaben bedeutender Museen und Privatsammlungen aus aller Welt, unter ihnen das MoMA in New York, die Tate in London und die Sammlung Thyssen-Bornemisza in Madrid. Erstmals werden 130 Gemälde, Druckgrafiken und Zeichnungen aus allen Perioden seines Werks zu sehen sein.

Das Jüdische Museum Berlin kann erstmals auch auf den gesamten Nachlass aus dem »Yellow Studio« zurückgreifen, dem Atelier des Künstlers in Los Angeles. Mit Einblicken in sein umfangreiches privates Text- und Bildarchiv, das Inspirationsquelle für seine Gemälde und Collagen war, gelingt der Ausstellung einen einzigartigen Zugang zu seiner Kunst. R. B. Kitajs Werke gelten als verrätselt, vielschichtig und provokant. Charakteristisch für Kitaj sind starke Farbigkeit und der Überreichtum an Bildzitaten. Das Jüdische Museum Berlin zeigt, aus welchen Elementen, Vorbildern und Inspirationen Kitajs Bilder komponiert wurden, und wie er sie selbst sah.

Die Ausstellung stellt das Lebenswerk des großen jüdischen Künstlers in zehn Themenräumen vor. Allein zwei Räume umkreisen seinen »Circle of Friends«, zu dem der Maler David Hockney, der Schriftsteller Philipp Roth und der Rabbiner Albert Friedlander ebenso gehören wie die intellektuellen Vorbilder, Franz Kafka, Hannah Arendt oder Sigmund Freud. Weitere zwei Räume sind der Auseinandersetzung mit seiner jüdischen Identität gewidmet – einer persönlichen Obsession des Künstlers, die der Ausstellung den Titel gab.

In den 1960er Jahren galt Kitaj als Wegbereiter einer neuen figurativen Kunst und läutete zusammen mit seinen Künstlerfreunden Frank Auerbach, Lucian Freud und Leon Kossoff, der so genannten School of London, den Ausbruch der Kunst aus der Abstraktion ein. Einige von ihnen zählen heute zu den bekanntesten britischen Pop-Art Künstlern.

Seit Mitte der 1970er Jahre positionierte sich R. B. Kitaj explizit als jüdischer Künstler und verstand sein Werk als eine moderne jüdische Kunst. Er reflektierte das jüdische Schicksal im 20. Jahrhundert in vielen Bildern und widmete sich der Lebensaufgabe, eine neue jüdische Kunst zu schaffen.

Als Künstler erlebte R. B. Kitaj in Europa seine größten Triumphe und gleichzeitig seine größte Enttäuschung: Als die große Retrospektive seiner Arbeiten in der Tate Gallery 1994 eine Flut von negativen Kritiken auslöste, sprach Kitaj vom »Tate War«, der ihn schließlich zur Rückkehr in die USA bewegte. Weitere Stationen dieser großen Einzelausstellung waren das LACMA, Los Angeles und das Metropolitan Museum of Art, New York. 1997 wurde Kitaj mit dem Goldenen Löwen der Biennale in Venedig ausgezeichnet.

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Ronald B. Kitaj (1932-2007)
Obsessionen
Eine retrospektive Ausstellung im Jüdischen Museum Berlin