press release only in german

Die Stiftung DKM beginnt den Ausstellungszyklus 2007 ihrer Galerie im Duisburger Innenhafen mit einer Rauminstallation von Raimund Kummer. Innerhalb des Ausstellungsraums am Innenhafen schafft Raimund Kummer einen Raum aus fünf aufgestellten Spiegeln. Die fünf Spiegelflächen umschreiben einen Ort, in dessen Mitte sich zwei übermenschlich große Augen aus Kristallglas befinden. Es handelt sich nicht um Glasaugen im herkömmlichen Sinne. Dargestellt ist der Sehapparat mit allen organisch wesentlichen Teilen: Linse, Glaskörper, Sehnerv, Muskelstränge, etc. aus Kristallglas. Ab dem 02.03.2007 gibt die Schaufensterfront der Galerie DKM ihren Blick auf ein eigenartiges Bild frei: Glastransportwagen bestückt mit Spiegelscheiben versperren die Sicht auf das Augenpaar, das, wie Schlachtvieh am Haken hängend, nur in vielen Spiegelungen sichtbar wird. Doch was sehen wir wirklich vom Kunstwerk? Von außen präsentiert sich das Ensemble aus fünf großformatigen Spiegeln als Raum im Raum, aufgestellt auf jeweils eigenen Glastransportwagen. Ihre Anordnung schränkt den Blick auf die Glasobjekte zunächst ein; die Begierde, einen Blick auf die realen Objekte zu erhaschen, wächst. Auch im Ausstellungsraum betritt man die Szene von hinten, quasi durch die Kulisse. Beim Durchschreiten der Bühne tut sich eine unerwartete Weitsicht auf: man erblickt das reale Augenpaar aus Kristallglas, das sich auch jetzt wieder unzählige Male in den Spiegeln abbildet. Auch der Betrachter wird jetzt Spiegelbild. Für einen Moment verliert man sich im Haltlosen des Spiegelraums, allein die zwei Körper aus Glas sind die festen Raumkoordinaten. Mit dem Motiv der Augen wählt Kummer eines der empfindlichsten Organe des menschlichen Körpers. Er stellt Augen dar ohne sie detailgetreu nachzubilden. „Die unregelmäßig geschwungenen, gekrümmten und gezackten Formen muten auf den zweiten Blick auch wie amputierte große Körperorgane an, wie Eingeweide und schließlich wie Meeresgetier […]“ stellte Peter Friese zur Ausstellung „The Shining“, 1996, im Kunstverein Ruhr fest. Auch hier sowie im Münchner Petuelpark mit der Arbeit „Augen für einen am Baum festgeketteten Klappstuhl“, 2004, hatte Kummer mit hängenden Glas-Augen gearbeitet. Die Hängung als Präsentationsform für Skulpturen ist sicherlich ungewöhnlich und steht im Gegensatz zur klassischen Konvention. Es findet ein Blickwechsel statt: das, was schaut, wird zum Beschauten. Einmal mehr ist der Betrachter eingeladen, sich im Ausstellungsraum zu bewegen und Teil der Installation zu werden. Wer die Glas-Augen leibhaftig sehen will, ist herzlich eingeladen. Bitte klingeln!

Raimund Kummer (*1954) lebt und arbeitet in Berlin und Ripatransone (I). Er studierte an der FU und der HdK in Berlin und war Meisterschüler bei Fred Thieler. Seit 1995 ist er Professor für Bildhauerei an der HBK Braunschweig.

Es erscheint ein Faltblatt mit einem Text von Dr. Raimund Stecker.

only in german

Raimund Kummer
Hindsight Bias - warum der Mensch im Nachhinein glaubt, vorher schon alles gewusst zu haben
Rauminstallation