Kunstverein Augsburg

KUNSTVEREIN AUGSBURG IM HOLBEINHAUS | Vorderer Lech 20
86150 Augsburg

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Das bildhauerische Werk von Rainer Fetting rührt an einen Tabubruch. Waren Skulpturen nackter männlicher Körper und große Herrscherfiguren nach 1945 aus der europäischen Bildhauerei so gut wie verschwunden, gelang es dem Künstler seit den späten 1980er Jahren, diese Genres mit einer persönlichen und emotionalen Handschrift neu zu formen. In seinem bildhauerischen Schaffen knüpft er an die Tradition der Atelierpraxis um 1900 an, arbeitet über Jahre mit denselben Modellen und erfasst deren Persönlichkeit über typische Gesten und Posen.

Wohlgeformte männliche Körper und Politiker werden aus Fettings Händen nicht zu Helden, sondern Ausdrucksträger einer starken Sinnlichkeit. In den grob gestalteten Körpern, ihren Posen und Bewegungen hebt Fetting auf Psyche und Persönlichkeit weit stärker ab, als auf das ästhetische Ideal, dem er sich dennoch in kraftvoller Modellierung annähert.

Weit geläufiger als der Name des Künstlers ist vielen der Anblick der überlebensgrossen Darstellung Willy Brandts von Rainer Fetting in der Berliner SPD-Zentrale, die oft in TV-Berichten zu Pressekonferenzen hinter den SPD-Politikern zu sehen ist. Die Darstellung Brandts war ein Auftragswerk, ebenso wie eine Büste von Helmut Schmidt, die er als Symbolfigur für einen bedeutenden Preis des deutschen Wirtschaftsjournalismus geschaffen hat. Den klassischen Vorgaben des Sujets entzieht sich Rainer Fetting durch die Konzentration auf die Persönlichkeiten, die er in pathosfreien Politiker-Portraits mit höchst vielschichtiger Aussagekraft erfasst.

Der Kunstverein Augsburg gibt mit 16 bedeutenden Bronzeskulpturen einen Überblick über das gesamte bildhauerische Schaffen von Rainer Fetting, beginnend mit seiner ersten Bronzearbeit "Man in Bathtub" die 1986 in New York entstand, bis zur titelgebenden "Rückkehr der Giganten" (2008) und der neuesten Bronzearbeit, "Rory" (2008). Rainer Fetting bezieht sich in seinem skulpturalen OEuvre erkennbar auf die Expressionisten, übersetzt deren exzentrische Pinselführung in den kraftvoll-rauhen Umgang mit Oberflächen und Material und ein ausdrucksvolles Wechselspiel von Licht und Schatten. Die Künstler-"Giganten" Vincent van Gogh und Paul Gauguin würdigt er nicht nur mit der großen Bronzeplastik "Rückkehr der Giganten" sondern auch im Bildnis "2 Maler am Strand" (2008), das ebenfalls in der Ausstellung gezeigt wird. Ergänzt und illustriert wird die Skulpturen-Schau in der Toskanischen Säulenhalle im Zeughaus Augsburg durch eine Auswahl beispielhafter Gemälde des ehemals "Neuen Wilden".

Rainer Fetting, 1949 in Wilhelmshaven geboren, studierte 1972 bis 1978 in Berlin und war in den späten 70er und der 80er Jahren mit seinen expressiven, in leuchtenden Farben ausgeführten großformatigen Bildern einer der bekanntesten "Neuen Wilden". Fetting war Mitbegründer und Protagonist der Berliner "Galerie am Moritzplatz". Seit 1978 Jahre lebt und arbeitet er auch in New York. 1981 nahm er an der von Christos M. Joachimides in der Royal Academy of Arts zusammengestellten Ausstellung "A New Spirit in Painting" teil. In fast jährlichem Abstand folgten Einzelausstellungen in namhaften Galerien in Europa und Amerika. Seit 1984 schuf Rainer Fetting Arbeiten, in denen er Treibholz auf Leinwand montierte, übermalte und in die Bildkomposition integrierte. Seit den späten 1980er Jahren befasst sich Fetting mit Bronzearbeiten. Seine Hauptthemen sind Männerakte, Männerportraits und Großstadtmotive.

Kunstverein Augsburg e.V. (Toskanische Säulenhalle im Zeughaus, Zeugplatz 4, 86150 Augsburg)

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Rainer Fetting
"Rückkehr der Giganten" - Skulpturen und Bilder 1980 - 2008
Ort: Kunstverein Augsburg e.V., Toskanische Säulenhalle im Zeughaus, Augsburg