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Mit großem Erfolg und viel Prominenz wurde die Werkschau von Rainer Gross am 11. März eröffnet. Die Ausstellung ist mehr als eine reine Soloshow. Sie ist die erste umfassende Retrospektive des Künstlers in Europa und präsentiert eine Werkschau aus den letzten 40 Jahren. Zugleich zeigt das Œuvre des Künstlers Bilder in Bildern. Der kenntnisreiche Umgang Gross' mit berühmten und weniger prominenten Motiven aus der europäischen Kunstgeschichte verleitet den Betrachter, nach Bekanntem und bereits Gesehenem zu suchen, während er gleichzeitig die Brüche und absurden neuen Kontexte der von Gross geschaffenen Bilder wahrnimmt. Gross bedient sich dabei als Maler der Arbeit seiner Malerkollegen aus dem Mittelalter bis hin zum 19. Jh., nähert sich diesem kulturellen Schatz aber aus einer manchmal geradezu ironisch anmutenden Distanz. Durch Übermalungen sowie durch die Kombination mit abstrakten Formen oder Collageelemente führt er ursprüngliche Bildaussagen ad absurdum und erschafft damit neue Bildinhalte oder unterstreicht bereits getroffene Aussagen.

Nicht nur die Kunst, auch die Gebrauchskultur findet ihren Platz in den Werken von Rainer Gross. In der mit "Luxus" betitelten Serie, die er von 1986-1990 schuf, nimmt der Künstler sich Symbole des materiellen Reichtums wie etwa Schmuck oder Silberbesteck vor und präsentiert sie in Nahaufnahme, perfekt ausgeleuchtet und in einer scheinbar unendlich fortzusetzenden Wiederholung. Wie auf einer Verkaufsveranstaltung werden dem Betrachter diese monotonen Reihungen des Wohlstandes vor Augen geführt und gipfeln in der Dekadenz eines altrömischen, goldenen Streitwagen auf goldenem Grund. Die Symbole des Menschen ändern sich im Laufe der Jahrhunderte, religiöse Bildinhalte werden ersetzt durch Luxusgüter oder Konsumgüter und diese Entwicklung betrachtet Rainer Gross aus einer Entfernung, die seinen Bildern einen enthüllenden Charakter gestatten.

In der stetigen Auseinandersetzung mit der Kunst scheint es fast vorgezeichnet, dass Rainer Gross von der figürlichen zur abstrakten Darstellung gefunden hat. 1993 beginnt er, mit seinen Fingern Bilder zu malen, die vor allem durch ihre oft an Stoffe erinnernde Textur auffallen. Manche der Bilder heißen "Twins", was sich dem Betrachter unmittelbar erschließt, denn die nebeneinander hängenden Leinwände scheinen das gleiche zu zeigen. Dabei muß man schon sehr genau schauen, um die minimalen Variationen der Farbschicht zu erkennen, die durch ein vom Künstler professionalisiertes "Abklatschverfahren" geschaffen wurden.

Beeindruckend veranschalicht die Werkschau die weite Bandbreite an kreativen Schaffensprozessen eines vielfältigen Künstlers. Rainer Gross' Arbeiten sind noch bis zum 18. April im Ludwig Museum zu sehen. .

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Rainer Gross
Kontact – NY paintings 1972-2012