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Die Kunst des 1963 in Celle geborenen, heute in Berlin lebenden Künstlers Rainer Splitts ist in hohem Maße sinnlich und reflektiert zugleich. "Sie beruht auf einer Allianz des Gegensätzlichen und Widersprüchlichen: Minimal Art und Aktionskunst, Kalkül und Zufall, Farbe und Linie, Bild und Plastik, Sinnlichkeit und Spiritualität" schreibt Michael Stoeber über Rainer Splitt.

"Farbgüsse" nennt Rainer Splitt seine farbig leuchtenden Bodenarbeiten. Der Titel legt eine intensive Beschäftigung mit dem Phänomen Farbe und damit letztlich eine malerische Strategie nahe, auch wenn der Künstler sich selbst als Bildhauer versteht. In seinen "Farbgüssen" schüttet Splitt die Farbmaterie (Pigment und Kunstharz oder Polyurethan) auf dem Fußboden aus, wobei sich der flüssige Werkstoff gewissermaßen seine eigene Form sucht und sich im Prozess des Fliessens langsam verfestigt. Das Resultat sind große Lachen erhärteter Farbmasse beispielsweise auf grobem Industrie- oder feinstem Parkettboden. Die Eigenwilligkeit des Gusses hält immer wieder neue Gestaltungsmöglichkeiten und Überraschungen parat, die der Künstler nicht bis ins letzte kontrollieren kann und will. Zwar bestimmt er durch Raum- und Ortswahl, Farbwahl, -menge und -konsistenz, Temperatur und Tempo des Schüttens entscheidend mit über die Physiognomie des Werks, aber das Zusammenwirken all dieser Bedingungen führt zu einer Eigendynamik. Die "Geste des Malens" reduziert sich dabei auf grundlegendste Bewegungen; auf das Ausgießen von Farbe oder - im Falle der "Getauchten Tafeln" - auf das Eintauchen in Farbe. Das eigenwillige "Malverfahren" erinnert in der Tat ein wenig an dasjenige Jackson Pollocks, der einst seine Bilder horizontal auf dem Boden zu malen begann. Doch fehlt bei Splitt der extrem subjektive, spontane und expressive Charakter des Pollockschen "Dripping".

Eine andere Art von Arbeiten sind die "Gußboxen", welche Bezüge zur Minimal Art und zur Tradition der Farbfeldmalerei besitzen. Bemerkenswert an den Gussboxen und den Taucharbeiten ist, dass an ihnen der gesamte Prozess ihrer Entstehung sichtbar bleibt: das Objekt ist das direkte Resultat eines künstlerischen Prozesses. Die „Tauchstücke“ sind Tafeln aus Plexiglas, Aluminium oder MDF, die in große Bottiche mit Farbe getaucht werden. Sie haben an der oberen Seite einen oder auch zwei Griffe in Form von Aussparungen, an denen sie sich gut fassen lassen, so dass der Künstler sie in der Vertikalen, von oben nach unten, in die Farbe tauchen kann. Die Geste des Eintauchens vollzieht sich in größter Einfachheit nicht anders als das Ausschütten von Farbe.

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Rainer Splitt