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Der Titel der Ausstellung von Ralf Tekaat im KunstfondsKunstraum ist ganz bewußt offen und vieldeutig gehalten. ‚Unter Beobachtung’ kann sowohl ein aktuelles gesellschaftspolitisches Sicherheitsbedürfnis oder Angstszenario andeuten, wie auch den Kunstbetrieb mit seinen weitverzweigten Verästelungen und schwer kalkulierbaren Mechanismen meinen, in welchem nicht zuletzt auch die Institutionen des Hauses der Kultur eingewoben sind. Der Deutungshorizont ließe sich nahezu nach Belieben erweitern. Grenzen wir ihn jedoch mit Blick auf Tekaats Ausstellung etwas ein, so könnte der Titel durchaus auch ein strategisches Vorgehen des in Hannover lebenden Künstlers beschreiben. Eine selbst gewählte Thematik wird dabei auf ihre vielfältigen Sinnbezüge unter Beobachtung gestellt und mit Einsatz verschiedener Medien wie Zeichnung und Fotografie, aber auch Fundstücke und Textbeiträge zu einem visuellen Chaos gebändigt, welches den jeweiligen Ausstellungsraum souverän in Beschlag nimmt.

Im Zentrum von Tekaats Bonner Beitrag steht das skurril-detektivische Rechercheprojekt ‚Auf der Suche nach Thomas R. Pynchon’. Diese wuchernde Zeichnungs- und Collageinstallation dokumentiert aufs Trefflichste die Unschärferelation zwischen Realität und Fiktion. Tekaat begibt sich auf die Suche nach den Spuren der Existenz dieses amerikanischen Kultautors, die mangels stichhaltiger Beweise merkwürdig unzureichend belegt scheint.

Ein immer wiederkehrender Handlungsfaden Pynchons ist sinniger Weise ebenfalls die Suche, wobei letztlich unklar bleibt, ob das Objekt der Suche überhaupt existiert oder nur Einbildung ist. Die Protagonisten seiner Erzählwerke sind einem bedrohlich-umfassenden Geheimnis auf der Spur, einem paranoid eingebildeten, chimärischen System, von dem sie aber auch nicht mehr als einen Zipfel zu fassen bekommen, meist wuseln sie nur blind in einem Gefüge herum. Während seiner Recherche schlüpft Tekaat in die Rolle des ‚Beobachters dritter Ordnung’, er beobachtet sich also gleichermassen selbst beim Beobachten und treibt das Verwirrspiel für uns Betrachter dabei auf die Spitze, indem wir unvermeidlich unsere eigenen Beobachtungen einbringen. Möglicherweise beobachtet uns Ralf Tekaat just dabei und hält das Gesehene mit seinem Bleistift fest.

Ralf Tekaat wurde 1970 in Bobingen bei Augsburg geboren. Von 1992 bis 1997 studierte er zunächst Visuelle Kommunikation an der FH Münster und wechselte im Anschluss zum Studium der Freien Kunst an die Hochschule für Künste in Bremen. Nach dem Diplom beendete er 2003 sein Studium als Meisterschüler von Paco Knöller. Seit 2005 hat er einen Lehrauftrag an der HfK Bremen inne. Zahlreiche Preise und Stipendien begleiten seinen künstlerischen Werdegang. Der Bremer Förderpreis 2003 sowie das Jahresstipendium des Landes Niedersachsen 2006 sind hier neben dem Stipendium der Stiftung Kunstfonds 2006 gesondert zu nennen.

(Harald Uhr)

Die Ausstellung war zu sehen von August 2007 bis Mai 2008 und wurde unterstützt vom Kulturwerk der VG Bild-Kunst.

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Ralf Tekaat
„Unter Beobachtung“