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Raum D: Digitale Projekte. Malte Bruns
18.05.2018 — 05.06.2018

Eröffnung 17.05., 18:00
im Anschluss Talk Malte Bruns & Jürgen Dehm
mit Lichtbildern und Videoclips

Bis zum 9. September gibt die neu initiierte Reihe „Raum D: Digitale Projekte“ Einblicke in die Praktiken junger medienkünstlerischer Positionen. Dem Rhythmus der zeitgemäßen Informationsvermittlung folgend wird das eher schnelllebige Format in höherer Schlagzahl als der übliche Ausstellungszyklus anberaumt. In loser Abfolge und durchaus spontan werden aktuelle Arbeiten und Videos junger innovativer lokaler und internationaler Künstler_innen präsentiert.

Den Auftakt von „Raum D: Digitale Projekte“ macht Malte Bruns mit seinem „Küchenstück“ (2017). Beim ersten Kontakt mit den Arbeiten von Bruns kommt es rasch zur Verunsicherung. Allerlei abgerissenen Köpfe und Gliedmaßen finden sich in seinen Skulpturen, Videos und Installationen. Wie aus den Reagenzgläsern von Genlaboren scheinen diese entsprungen. Oder stammen die demolierten Kreaturen aus den Requisitenkabinetten von Gruselfilmen? Will Bruns der heute allseits gegenwärtigen digitalen Bildmanipulation noch ein wenig „Authentizität“ entgegensetzen?

Die „body parts“ von Malte Bruns sperren sich bewusst der Funktionalität und der Ästhetik der medizinischen Prothesenindustrie. In den Videos des Künstlers wird schnell deutlich, dass seine Gestalten – oder deren Teile – ein unkontrollierbares Eigenleben aufweisen, das jenseits nachvollziehbarer und zielgerichteter Handlungsabläufe liegt. Oft zeigen diese nur minimale Bewegungen oder leichte Zuckungen, ähnlich eines Tremors (lat. tremere: zittern), ein unwillkürliches Zusammenziehen entgegengesetzter Muskelgruppen. Im Spannungsfeld zwischen Genetik und Robotik wollen sich Bruns’ Kreaturen nicht eindeutig festlegen. Sie deuten aber auf ein „Leben jenseits des Menschen“ hin, wie es von der italienischen Philosophin Rosi Braidotti in ihrem Buch „Posthumanismus“ dargestellt wird. In der Optimierung des Menschen durch Reproduktionsmedizin, Prothesentechnik und Neurowissenschaften sehen deren Befürworter vielfältige Verheißungen. Bei Malte Bruns ist das Unheimliche deutlich spürbar, das bei künstlich erzeugtem und simuliertem Leben immer mitschwingt.

Sein Titel stellt das „Küchenstück“ in die Tradition der holländischen Malerei des 15. Jahrhunderts. Doch bei Bruns handelt es sich um keine konventionelle häusliche Szene, seine Arbeit oszilliert zwischen Konservierung – mag man die kristalline Substanz in der rechten unteren Ecke als Salz deuten – und dem fragwürdigen Streben nach Erschaffung optimierten Lebens durch bio-technologische Verfahren.

Malte Bruns (*1984 in Bielefeld, lebt in Düsseldorf) studierte an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe und an der Akademie der Bildenden Künste München. An der Kunstakademie Düsseldorf schloss er 2014 sein Studium als Meisterschüler von Georg Herold ab. 2017 zeigte KIT – Kunst im Tunnel in Düsseldorf eine umfangreiche Einzelausstellung von Bruns. In Gruppenausstellungen war er u.a. an „Grim Tales“, 2017, Cassina Projects, New York, und „The One Minutes: The Pack – Impressions from OUR Family“, 2016, EYE Film Instituut Nederland, Amsterdam, beteiligt. 2016 war er für den Nam June Paik Award nominiert.