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Vom 25. September 2010 bis 9. Januar 2011 widmet sich der Württembergische Kunstverein mit der Ausstellung Re-Designing the East. Politisches Design in Asien und Europa kritischen und widerständigen Designpraktiken der 1980er Jahre bis heute in (Ost) Europa und (Süd/Ost) Asien. Es geht um die Rolle von Design und DesignerInnen im Kontext weitreichender gesellschaftlicher, politischer, ökonomischer und kultureller Umbrüche.

Re-Designing the East basiert auf einer Kooperation zwischen dem Württembergischen Kunstverein, der Trafó Gallery in Budapest, dem Wyspa Institute of Art in Danzig und dem Total Museum in Seoul. Die Ausstellung umfasst sechs Sektionen, die von jeweils verschiedenen KuratorInnen aus Europa und Asien entwickelt werden.

Kontexte

Seit Beginn der 1990er Jahre hat sich – insbesondere durch den Zerfall der sogenannten Ostblockstaaten, im Zuge eines globalen Neoliberalismus’ und der rasanten Entwicklung von Informations- und Kommunikationstechnologien – die bis dahin gekannte Weltordnung radikal und nachhaltig verschoben. Die alten Konzepte des ideologischen „Ostens“ und „Westens“ sind obsolet geworden. Im – aus eurozentristischer Perspektive – weit entfernten Osten haben, neben China, auch Staaten wie Südkorea, Thailand und Indien längst ökonomische Positionen von globaler Relevanz besetzt. Die einstige Ordnung von Zentrum (der „Westen“) und Peripherie (der „Rest“) wurde aufgebrochen. Zugleich geht der vermeintliche Siegeszug der „westlichen“ Modelle von Demokratie und Kapitalismus mit zahlreichen Konflikten einher.

Die Ausstellung Re-Designing the East. Politisches Design in Asien und Europa verweist bereits im Titel auf das Entgleiten oder zumindest die Fragwürdigkeit geopolitischer Zuweisungen wie „der Osten“. Zugleich sollen die Umbrüche der 1980er und 1990er Jahre in Europa sowie aktuell in Asien in Beziehung zueinander gesetzt werden: und das vor dem Hintergrund der Frage, welche Bedeutung kritische und widerständige Designpraktiken innerhalb dieser Umbrüche haben, das heißt innerhalb der Kämpfe um eine politische, gesellschaftliche, ökonomische, ökologische und kulturelle Neugestaltung.

Im Vordergrund stehen dabei Kontexte wie der politische Wandel der 1980er und 1990er Jahre in Ungarn, Polen und der ehemaligen Tschechoslowakei, sowie die bis heute von vielschichtigen Konflikten begleiteten Demokratisierungsprozesse und rasanten wirtschaftlichen Entwicklungen in Indien, Thailand und Südkorea.

Positionen

Die Ausstellung beleuchtet dabei höchst unterschiedliche Designpositionen. Zu den historischen Positionen zählt unter anderem das von dem polnischen Designer Jerzy Janiszewski entwickelte Logo der Solidarność-Bewegung. Untersucht wird überdies die Arbeit des tschechischen Designers Joska Skalník, der aktiv an der sogenannten „Samtenen Revolution“ beteiligt war, heute allerdings dem Vorwurf ausgesetzt ist, als Informant des Geheimdienstes der ČSSR gewirkt zu haben.

Zu den aktuellen Positionen zählt das indische Netzwerk Design & People, das sich für soziopolitische Projekte einsetzt. Ganz im Sinne des „Copyleft“ stellt es dabei seine gestalterischen Arbeiten sowie sein Wissen für nicht-kommerzielle Zwecke zur freien Verfügung. Der thailändische Designer Pracha Suveeranont zeigt eine 2007 von ihm entwickelte umfangreiche Boykott-Kampagne, die sich gegen die Wahl zu einer neuen Verfassung Thailands richtete, sowie weitere grafische Arbeiten, die sich auf die derzeitigen gesellschaftlichen und politischen Konflikte des Landes beziehen. Auch die südkoreanische Gruppe Activism of Graphic Imagination (A.G.I.) engagiert sich in aktivistischen Zusammenhängen. Ihre Arbeiten opponieren gegen die in Südkorea herrschende repressive Politik, die einem ungehemmten Turbokapitalismus sowie einer neu erwachenden „Kalter Krieg“-Atmosphäre geschuldet ist.

Das Eröffnungswochenende der Ausstellung Re-Designing the East wird von einer Konferenz begleitet. Eine Publikation des Projektes erscheint im Anschluss an die Ausstellung.