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Im Frühjahr 2016 zeigt der Frankfurter Kunstverein die Doppelausstellung „Mechanismen der Gewalt“. Zeitgleich werden ausgewählte Arbeiten der guatemaltekischen Künstlerin Regina José Galindo und des italienischen Künstlers Arcangelo Sassolino präsentiert: im Ausstellungsparcours ermöglichen die in der Gegenüberstellung entstehenden Verbindungen neue Blickwinkel auf die Arbeiten der beiden Künstler. In unterschiedlichen Themenfeldern verortet und durch verschiedene Praktiken gekennzeichnet, vereint Galindo und Sassolino in ihrem künstlerischen Ansatz das Ausloten der Grenzen der Kunst und die Beschäftigung mit der Frage nach ihrer Rolle in unserer Gesellschaft. Sie verweigern sich dabei einer Reduktion auf einen rein symbolischen Raum und konfrontieren ihre konzeptionellen Ideen mit sozialen oder materiellen Realitäten. Während die Auswirkungen von physischer Gewalt und Machtverhältnissen auf den Körper, sowohl auf den individuellen also auch auf den sozialen, ein zentrales Thema der kompromisslosen Performancekunst von Galindo sind, werden die Skulpturen von Sassolino durch Kräfte bestimmt, die jederzeit ihr Gewaltpotential entladen können.

Ausgangsmaterial für die Werke von Regina José Galindo (geb. 1974 in Ciudad de Guatemala), ist ihr eigener Körper, den sie in einer kritischen und politischen Weise einsetzt. In ihren auf Fotos und Videos dokumentierten Performances, setzt sie sich selbst physisch und psychisch extremen Situationen aus. Angst, Schmerz und Leid sind für den Betrachter in vielen ihrer Arbeiten spürbar und rufen ein Gefühl von Ohnmacht hervor. Regina Galindo beschäftigte sich in den ersten Jahren ihres Schaffens vor allem mit dem sozialpolitischen Kontext in ihrem Heimatland Guatemala, einem Land das durch jahrelangen Bürgerkrieg und darauf folgender politischer Instabilität geprägt ist. Davon ausgehend untersucht Galindo in den darauf folgenden Jahren in ihren Werken universelle ethische Auswirkungen von sozialer Ungerechtigkeit, Diskriminierung oder Missständen, die durch ungleiche Machtverhältnisse hervorgerufen werden. In deutlichen Bildern spricht sie existenzielle Grenzerfahrungen wie Gewalt und Macht, Leben und Tod sowie Verlust und Trauer an. Ein Schwerpunkt der politisch motivierten Kunst Galindos ist ihr Kampf für Frauen, die beginnend mit der gewaltsamen Phase des Bürgerkriegs in Guatemala Opfer von Gewaltverbrechen geworden sind. Sie setzt ihren Leib stellvertretend für die Körper dieser Frauen ein und macht die Auswirkungen politischer Gewalt durch Machtstrukturen in ihren Werken erfahrbar.

Die Ausstellung im Frankfurter Kunstverein ist die erste umfassende Ausstellung der Künstlerin in Deutschland. Sie zeigt sowohl aktuelle Arbeiten als auch eine Auswahl von Werken der Künstlerin aus den vergangenen Jahren. Zudem wird Regina José Galindo eine ortsspezifische Performance in Frankfurt verwirklichen.

Regina José Galindo wurde 1974 in Guatemala-Stadt geboren, wo sie lebt und arbeitet. Sie nahm teil an der 49. (2001), der 51. (2005), der 53. (2009) und der 54. Biennale in Venedig, Italien (2011) sowie an der 10. Sharjah Biennale, Vereinigte Arabische Emirate (2011), der 31. Pontevedra Biennale, Spanien (2010), der 17. Sydney Biennale, Australien (2010), der 10. Havanna Biennale, Kuba (2009), der 2. Moskau Biennale, Russland (2007), der 3. Auckland Triennale, Neuseeland (2007), der 4. Valencia Biennale, Spanien (2007), der 2. Prager Biennale, Tschechien (2005), der 3. Tirana Biennale, Albanien (2005) und der 3. Lima Biennale, Peru (2002). Sie erhielt den Goldenen Löwen der 51. Biennale in Venedig im Jahr 2005 in der Kategorie junger Künstler. Galindos Werk ist in zahlreichen bedeutenden Sammlungen zu sehen wie dem Centre Georges Pompidou, Paris, Frankreich, dem Solomon R. Guggenheim Museum, New York, USA, dem Castello di Rivoli - Museum of Contemporary Art, Turin, Italien, der Daros Latinamerica Collection, Zürich, Schweiz, dem Blanton Museum of Art, Austin, USA, dem Museum of Contemporary Art, San José, Costa Rica, dem Pérez Miami Art Museum und der Cisneros Fontanals Collection, beide in Miami, USA.