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Reinhold Begas (1831-1911) war der führende Berliner Bildhauer in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Mit seinem neubarocken Stil überwand er den Spätklassizismus; er hauchte seinen Plastiken sinnliches Leben ein. Mythologische Gruppen und Einzelfiguren standen am Beginn seiner Karriere, daneben entwickelte er neue Porträt- und Denkmalskonzepte. Sein Ruhm brachte ihm auch zahlreiche öffentliche Aufträge ein, der größte Auftraggeber war Kaiser Wilhelm II. Einen reichen Überblick über das bildhauerische Schaffen von Reinhold Begas bietet die gleichzeitige Ausstellung ‚Begas – Monumente für das Kaiserreich‘ im Deutschen Historischen Museum.

Die Präsentation im Georg-Kolbe-Museum widmet sich einem besonderen Phänomen: der Rezeption von Begas‘ plastischem Werk im Medium der Photographie. Gegen Ende der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts qualifizierte sich die Photographie allmählich für die Wiedergabe von Kunstwerken. Noch in den Anfängen von Begas‘ künstlerischer Tätigkeit wurden diese noch graphisch reproduziert. Bei Begas spielt deshalb die Photographie vor allem für sein Spätwerk eine Rolle.

Die Ausstellung, die auf Leihgaben aus Berliner Archiven und Privatsammlungen beruht, zeigt neben den – nicht sehr zahlreich überlieferten – Atelierphotographien vor allem die Auseinandersetzung mit Begas‘ Werken im Berliner Stadtraum. Mit dem Schiller-Denkmal auf dem Gendarmenmarkt und dem Neptunbrunnen, heute nahe dem Roten Rathaus, ursprünglich beim Schloss, waren zwei richtungsweisende Werke, die Begas‘ frühe Phase dokumentieren, in Berlins Mitte aufgestellt worden. Immer wieder setzten sich die Photographen in den folgenden Jahrzehnten mit diesen Werken auseinander. Die Photographien dokumentieren, dass zum Beispiel der Neptunbrunnen ein beliebter Treffpunkt war; stets scheint er von Menschen umgeben gewesen zu sein.

Aus dem Spätwerk von Begas standen in Berlin die monumentalen Denkmäler für Kaiser Wilhelm I. und für Bismarck im Fokus der Photographen. Allein von der Einweihung des Kaiser-Wilhelm-National-Denkmals gibt es eine große Zahl von Photographien, die weniger das Monument, als die pompöse Einweihungszeremonie dokumentieren. Schon vorher wurden etliche Aufnahmen gemacht, sowohl von der Arbeit im Atelier als auch vom Aufbau des Monuments.

Die Ausstellung dokumentiert aber auch das weitere Schicksal dieser vier genannten Berliner Monumentalwerke. Keines blieb unbehelligt an seinem Platze! Das Bismarck-Denkmal war schon 1938 an den Großen Stern im Tiergarten versetzt und somit in die Ost-West-Achse der NS-Stadtplanung integriert worden. Das Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmal wurde 1949/50 zerstört; ergreifend sind die Photoserien der Demontage. Nur die Löwengruppen vom Sockel blieben erhalten (Tierpark Friedrichsfelde).

Die Teile des demontierten Schiller-Denkmals waren zwischen Ost- und West-Berlin getrennt, konnten jedoch noch vor dem Mauerfall am ursprünglichen Ort wieder vereint werden. Der Neptunbrunnen, der eigentlich schon zum Einschmelzen freigegeben war, fand einen neuen Platz vor dem Roten Rathaus. Die Photographen waren von den Schicksalen der eindrucksvollen Riesenfiguren fasziniert, in denen sich auch die katastrophenreiche Geschichte Berlins spiegelt.

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Reinhold Begas
Vom Atelier in die Stadt
Photographien
Kurator: Ursel Berger