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Es ist nicht nur die Faszination Rémy Markowitschs für das Medium Buch und seine materielle Substanz, die er namentlich mit seinen „Durchleuchtungen" in Fotoserien mit Titeln wie „On Travel" (1998–2004), „Tristes Tropiques" (2004) oder „We Are Family" (seit 2010) thematisiert. Der ganze „Flaubert-Komplex" –zunächst das Projekt „Bibliotherapy meets Bouvard et Pécuchet" (2002), sowie in der aktuellen Ausstellung „Emma's Gift" die Arbeiten, die vom Flaubert-Roman „Madame Bovary" inspiriert sind– dreht sich für den Künstler um den Leitgedanken der im weitesten Sinne halluzinierenden Wirkung eines notorischen literarischen Stoffes. So geschieht es denn, dass Emma Bovary ihren Autor beschenkt (in der Marmorskulptur „Emma's Gift") und der Künstler sein Publikum (mit dem ein Flaubert-Zitat variierenden Song der Band The Hillbilly Moon Explosion, „Madame Bovary, c'est moi"). Was beide „Gifts" verbindet, ist nicht zuletzt der Umstand, dass die Marmor-Emma eigentlich das skulpturale Abbild der Sängerin Emanuela Hutter ist, die nun das Stück intoniert, welches seinerseits vom Leiter des Centre Flaubert in Rouen, Yvan Leclerc, getextet wurde; die Handschrift Flauberts wiederum materialisiert sich überdimensioniert an einer Wand als plastisches Schrift-Bild, das mit „liquides noirs" eine –auch im Ausstellungskontext äusserst bedeutsame– Textformel aus „Madame Bovary" wiedergibt, und die exakte Nachbildung von Flauberts krötenförmigem Tintenfass entwirft ein „Action painting" à la Rémy Markowitsch, eine im Laufe der Ausstellungszeit täglich um ein Exemplar anwachsende Werkreihe mit dem nonchalanten, dem fabelhaften „Autor-Tier" Respekt zollenden Titel „Chapeau Crapaud!".

Isabel Fluri

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Rémy Markowitsch
Emma´s Gift