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Oberes Belvedere

RENATE BERTLMANN CARLONE CONTEMPORARY

Oberes Belvedere 20. Februar bis 30. August 2020 Das Belvedere präsentiert 2020 in der Reihe Carlone Contemporary die Arbeit der Multimediakünstlerin Renate Bertlmann für den österreichischen Pavillon der Biennale von Venedig 2019: ein Feld roter Messer-Rosen. Die üppigen Blumen aus Muranoglas tragen messerscharfe Skalpellklingen im Blütenkelch.

Stella Rollig, Generaldirektorin des Belvedere: „Mit Renate Bertlmann zieht eine der feministischen Vorreiterinnen Österreichs in die Räume des Belvedere ein. Ihre Installation für Venedig wirkt im barocken Ambiente völlig anders als im modernistischen Pavillon, im Innenraum unter historischen Fresken ganz verschieden von der Wirkung im südlichen Tageslicht. Eine Entdeckung für alle, ob sie das Werk auf der Biennale gesehen haben oder nicht.“

Renate Bertlmann war von Mai bis November 2019 auf der 58. Biennale von Venedig vertreten und hat mit Kuratorin Felicitas Thun-Hohenstein für den österreichischen Pavillon eine mehrteilige Installation unter dem Motto Discordo ergo sum („Ich widerspreche, also bin ich“) realisiert. Im Carlone-Saal zeigt sie nun eine Variation der Installation, ein präzis angelegtes Raster aus 286 Messer-Rosen.

Kuratorin Felicitas Thun-Hohenstein: „Im Dialog mit den Ovid’schen Metamorphosen öffnet der Messer Rosen Garten einen Denkraum, der dem transformatorischen Potenzial von Differenz und Ambivalenz als Gegenstück zu Macht Ausdruck gibt. Gärten sind nie unschuldig. Klassischerweise sind formal angelegte Gärten der Inbegriff des Unter-Kontrolle-Gebrachten. Der Gartenraster von Renate Bertlmann hebelt diese Logik aus und unterwirft sie gekonnt. Hier ist nichts gezähmt. Im Gegenteil.“

Für die Präsentation im Oberen Belvedere konzipiert die österreichische Künstlerin eine Variante ihres Biennale-Beitrags, der auf das barocke Ambiente Bezug nimmt. Die streng rasterförmig angeordneten roten Messer-Rosen zieren den üppig freskierten Saal des Schlosses. Die einzelnen Blüten bestehen aus durchsichtigem geronnenem Blutglas, gewaltsam durchstoßen von glänzenden Skalpellen. Oder haben die Blüten etwa die rasiermesserscharfen Klingen geboren? Zärtlichkeit/Gewalt, Weichheit/Härte, Begehren/Abscheu, Sinnlichkeit/Aggression, Vagina/Penis – die Ambivalenzen des Lebens, die das Getriebe der zügellosen Grausamkeiten unseres Alltags sind, überlappen sich, werden umgekehrt und mit einer Art schmerzlichen Schönheit unterwandert.

Als Schlüsselfigur einer feministischen Avantgarde in Österreich und Pionierin der Performancekunst im internationalen Kontext entwickelt Renate Bertlmann seit den 1970er-Jahren ein unverwechselbares Œuvre. Bertlmann, 1943 in Wien geboren, studierte 1962/63 an der Academy of Arts in Oxford und anschließend an der Akademie der bildenden Künste Wien, an der sie nach ihrer Ausbildung als Lehrbeauftragte für künstlerische Techniken tätig blieb. Von der feministischen Bewegung der 1970er-Jahre geprägt, war sie unter anderem aktives Mitglied der Künstlerinnengruppe IntAkt. Renate Bertlmann setzt sich in ihrer Kunst stets mit virulenten gesellschaftlichen Fragestellungen auseinander. Ihr Schaffen umfasst Film, Fotografie, Collage, Zeichnung, Performance, Objektkunst und Installation. 2007 erhielt sie den Preis der Stadt Wien für bildende Kunst, 2017 den Großen Österreichischen Staatspreis. Werke von Renate Bertlmann befinden sich unter anderem im Centre Pompidou, Paris, in der Tate Modern, London im mumok, Wien, undim LENTOS Kunstmuseum Linz. Renate Bertlmann lebt und arbeitet in Wien.