press release only in german

Schloss Dätzingen
08. Mai – 18. Juni 2022
Eröffnung: Sonntag, 8. Mai 2022, 11 Uhr
Es spricht Dr. Günter Baumann

Rendezvous mit der Figur

Die Ausstellung »Rendezvous mit der Figur« sucht die Begegnung mit den Menschen, die in Corona-Zeiten hier und da gelitten hat. Relativ zwanglos können wir nun wieder aufeinander zugehen: So spricht natürlich nichts dagegen, am sonntäglichen Muttertag am besten mit der ganzen Familie zur Eröffnung um 11 Uhr zu kommen. Man kann sich natürlich auch einfach mit der Kunst verabreden, die davon lebt, dass wir in den Dialog mit ihr treten. Die Konzentration auf die Figur greift das auch inhaltlich auf – mit zuweilen drastischen Assoziationen: Der Krieg samt Soldateska findet seinen Ausdruck (Altherr, Sehringer, Wintersberger, Wittlich) genauso wie die »Begegnung ferner Verwandter« von Jürgen Brodwolf, die als vielfältiges Materialbild wie aktuell als Mahnung für ein menschliches Miteinander gesehen werden kann. Fast 100 Jahre umfasst der kreative Umgang mit der Figur, die im Hölzel-Kreis zur Form wird (Baumeister, Kerkovius), die nach dem Krieg neu erfunden werden musste, was sich im Karlsruher Umfeld HAP Grieshabers (Antes, Schanz, Stöhrer) sowie Wilhelm Loths ablesen lässt und sich bei Dieter Krieg, Cordula Güdemann, Friedemann Hahn oder rosalie fortsetzte. Die klassischen Protagonisten des kritischen Menschenbilds (Henninger, Hubuch, Kleinschmidt, Lehmann) sind ebenso vertreten wie die gegenwärtigen Chiffren mit mythologischen, sinnbildlichen, narrativen Bezügen (Muche, Schleime, Sehringer, Vlaming) bis hin zum Verschwinden der Figur angesichts ihrer teils hintersinnigen, teils ironischen Einbindung in kaum noch fassbaren Zusammenhängen (Bittersohl, Krause, Lehnert, Zhu). Zwei eigene Werkgruppen sind dem existenzialistischen Werk Brodwolfs gewidmet, der in diesem Jahr seinen 90. Geburtstag feiert, sowie der Fotografie, die sich mit dem Menschen im gesellschaftlichen und ästhetischen Wirkungskreis befasst (Cordone, Förg, Kemsa, Kilian, Trumpp). Die Bandbreite der figurativen Darstellung ist so grenzenlos wie die menschliche Natur. Und wie im richtigen Leben erweist sich die Geschichte der modernen Menschendarstellung als Geschichte der Entfremdung und des Aufeinanderzugehens. Wir sehen, wie aktuell hier Bedrohung und Bedürfnis des Zusammenlebens sind.

Künstlerinnen der Ausstellung
Heinrich Altherr, Horst Antes, Otto Baum, Willi Baumeister, Gerlinde Beck, Ruth Biller, Anna Bittersohl, Volker Blumkowski, Jakob Bräckle, Jürgen Brodwolf, Roberto Cordone, Rudolf Dischinger, Günther Förg, Fritz Genkinger, HAP Grieshaber, Cordula Güdemann, Friedemann Hahn, Manfred Henninger, Romane Holderried-Kaesdorf, Adolf Hölzel, Karl Hubbuch, Gudrun Kemsa, Ida Kerkovius, Hannes Kilian, Paul Kleinschmidt, Eva Krause, Dieter Krieg, Joachim Kupke, Alfred Lehmann, Volker Lehnert, Wilhelm Loth, Jan Muche, Thomas Putze, rosalie, Heinz Schanz, Cornelia Schleime, Peter Sehringer, Hans Steinbrenner, Walter Stöhrer, Tina Trumpp, Miriam Vlaming, Elisabeth Wagner, Lambert Maria Wintersberger, Josef Wittlich, Xianwei Zhu