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Bis heute faszinieren der intellektuelle Reiz und die geheimnisvolle Rätselhaftigkeit der surrealen Bildwelten von René Magritte. Ab November 2011 widmet die Albertina diesem so einflussreichen Künstler des 20. Jahrhunderts eine große Ausstellung. Mehr als 150 Gemälde und Papierarbeiten stellen die Vielschichtigkeit und gleichzeitige Konsequenz von Magrittes Schaffen vor, begleitet von einer ausführlichen Dokumentation seines Lebens und seiner Denkart durch originale Schriften, Foto- und Filmmaterial.

In seinem umfassenden Oeuvre – Gemälden, Papierarbeiten, Objekten, Fotografien und Kurzfilmen – greift Magritte auf eine begrenzte Anzahl sorgfältig gewählter Motive zurück, die er wiederholt, und in immer neuen Kombinationen zu komplexen surrealen Bildwelten zusammenfügt. Magrittes Ansatz ist dialektisch, um zum einen auf die Widersprüchlichkeit, zum anderen auf die Gleichförmigkeit und Konformität unserer Beobachtungen hinzuweisen. Bewusst arbeitet er mit Gegensätzen wie dem Verschleiern und Enthüllen, der Wiederholung und Isolierung, um die Vielzahl an möglichen Betrachtungsweisen vorzuführen.

Das Denken in Serien ist dabei ebenso Methode wie die provozierte Irritation und Negierung unserer Sehgewohnheiten. Durch das Kombinieren des Banalen mit dem Mysteriösen und Erotischen entwirft er verschiedene mögliche Wirklichkeiten und gedankliche Ebenen und entlarvt unsere Wahrnehmungen und Gewohnheiten als nichts weiter als stillschweigend akzeptierte Übereinkünfte und Konventionen. Der Vorhang als Hinweis auf die Vielschichtigkeit der Wirklichkeit, die Integration scheinbar belangloser Objekte - eine Pfeife, ein Apfel, ein Vogel, ein Ei - oder die Metamorphose von Menschen und Gegenständen dienen der Abstraktion der sichtbaren Wirklichkeit, um zu ihrem Wesen vorzudringen.

Einen besonderen Stellenwert nimmt bei Magritte die Auseinandersetzung mit Sprache und Sprachgebrauch ein. Geprägt von den philosophischen Theorien Anfang des 20. Jahrhunderts mit der Frage nach der Übereinstimmung unserer Wahrnehmung, ihrer verbalen Beschreibung und der tatsächlichen Erscheinung der Wirklichkeit, sucht auch Magritte in seinen Bildern nach Entsprechungen der Idee, ihrem Abbild und ihrer realen Existenz, wie in seiner berühmten Bildidee „Ceci n’est pas une pipe“.

Was in all seinen Werken bleibt ist der bewusste Verzicht, eine endgültige Antwort oder Lösung anzubieten. Trotz der Gegenständlichkeit seiner Sujets sind seine Gemälde und Objekte abstrakt, mögliche Welten und Ideenbilder, die zum Denken anregen. Mit seiner Malerei beeinflusste Magritte die abstrakten künstlerischen Tendenzen zu Beginn des 20. Jahrhunderts ebenso wie die Konzeptkunst und Pop Art der 60er Jahre bis hin zum analytischen Denken der Gegenwartskunst.

Mit dieser Ausstellung, dem an Sigmund Freud angelehnten Titel „Das Lustprinzip“ und vor dem Hintergrund eines allgegenwärtigen Bedürfnisses nach Erkenntnis des Verborgenen bietet die Albertina Wien einen würdigen Rahmen für die erneute Auseinandersetzung mit dem bekanntesten und ebenso einzigartigen Vertreter des belgischen Surrealismus René Magritte. Die grosszügige Auswahl von Werken aus den bedeutendsten Museen moderner Kunst sowie aus unverzichtbaren und wertvollen Privatsammlungen aus aller Welt ermöglicht es, Magrittes Schaffen in seiner Gesamtheit, in allen Medien und Werkphasen, zu beleuchten: von den klassischen surrealistischen Anfängen der 30er und 40er Jahre und seiner frühen Arbeit als Werbegrafiker, über die vollkommen eigenständigen Werke der Periode vache bis hin zu den hoch reflektierten Bildideen der 50er und 60er Jahre.

Die Ausstellung wurde in Kooperation mit Tate Liverpool organisiert.

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René Magritte
Das Lustprinzip
Kuratorin: Gisela Fischer

Stationen:
24.06.2011 - 16.10.2011 Tate Liverpool
09.11.2011 - 26.02.2011 Albertina, Wien