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Ricarda Roggan
Der dunkle Wunsch der Dinge
10. Februar - 8. Mai 2022

Ricarda Roggan (*1972) gehört zu den wichtigsten deutschen Fotograf*innen ihrer Generation. Sie lebt und arbeitet in Leipzig und ist seit 2013 Professorin an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart. In der Einzelausstellung Der dunkle Wunsch der Dinge präsentiert das Museum der bildenden Künste Leipzig neben den Arbeiten aus verschiedenen früheren Werkzyklen erstmals auch die Serie 1971, eine Rekonstruktion basierend auf einer Arbeit von Timm Rautert.

„Im Jahr 1971 besuchte der Fotograf Timm Rautert den Land-Art-Pionier Walter De Maria in seinem New Yorker Atelier, vermutlich in der Absicht, ihn zu porträtieren (wie er es auch bei Andy Warhol und Robert Ryman getan hatte). Es kam anders; anstelle eines Porträts des Künstlers entstanden Aufnahmen seines Ateliers - vielleicht mit der Intention einer anderen Art von Porträt. Resultat war eine Serie aus zwölf – von Walter De Maria autorisierten – Fotografien.
[...] Etwas daran hat mich sehr berührt. Etwas wie ein Rätsel, dessen ich nur durch eine Rekonstruktion habhaft werden könnte. Nicht um die Lösung zu finden, nicht kriminologisch gedacht, sondern um der Sache selbst willen – denn etwas war darin vorhanden, präsent, aber nicht unmittelbar sichtbar.

Vielleicht hat es mit Walter De Maria zu tun, vielleicht mit Timm Rautert. Vielleicht mit dem gesetzten Kanon der Kunstgeschichte, den meine Generation verinnerlicht hat. Vielleicht ist es auch die Tatsache, dass sich die Idee des Künstlerateliers seither verselbständigte. Traditionell eröffnet der Niedergang der Industrie in den verlassenen Fabriken Freiräume für Künstler. Doch das währt nie lange; dafür stehen die sanierten Lofts mit dem Nimbus des Künstlerischen zu hoch im Kurs.

Im Sommer 2021 überließ mir die Leipziger Baumwollspinnerei für kurze Zeit das leerstehende Gebäude, wo ich neben anderen Künstler*innen ein Atelier hatte. Für die Rekonstruktion dieser Serie hätte es keinen besseren Raum geben können.“ (Ricarda Roggan)

Nüchterne Präzision und stille Magie kennzeichnen alle Werkserien von Ricarda Roggan, in denen nichts dem Zufall überlassen wird. Ihre subtilen Arrangements und präzise gewählten Bildausschnitte lassen fotografische Bilder entstehen, die keine konkrete Lokalisierbarkeit zulassen. So entstehen Konstellationen, in denen die dargestellten Objekte eine stille, wirkungsvolle Präsenz entfalten und der Blick auf die Eigenheit der Dinge gelenkt wird. Der dunkle Wunsch der Dinge.