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Der aus Wales stammende Künstler Richard Deacon (geb. 1949) gilt als einer der führenden Vertreter der zeitgenössischen Skulptur. Schon früh fand er Anerkennung als Gestalter außergewöhnlicher Formen und Schöpfer einer bildnerischen Welt, die an die Beweglichkeit des organischen Lebens anknüpft. Die Ausstellung The Missing Part entstand in enger Zusammenarbeit mit Richard Deacon. Es ist die erste Retrospektive der über 40 Schaffensjahre des Künstlers. Zu sehen sind 40 Skulpturen sowie rund 120 Zeichnungen, Grafiken und Fotografien.

Schon Anfang der 1980er-Jahre machte Richard Deacon in der neuen englischen Bildhauerszene als einer jener Künstler auf sich aufmerksam, die die unmittelbare Auseinandersetzung mit dem Werkstoff suchen. Deacon arbeitet mit so unterschiedlichen Materialien wie Keramik, Metall, Holz, Papier, Harz, Kunststoff, Glas, Leder und Stoff. Er definiert sich selbst als „Fertiger“ (fabricator). Seine Skulpturen verheimlichen nichts von ihren technischen Entstehungsprozessen und tragen die Spuren von Montage, Vernietung, Verdrehung, Streckung, Faltung oder Bindung. Neben rund 30 monumentalen Plastiken für Standorte im städtischen Raum und in der Natur schuf Richard Deacon auch zahlreiche Skulpturen mittlerer Größe, die den menschlichen Körper oder das Künstleratelier zum Maßstab nehmen, sowie kleinformatige Werke. Seine Arbeiten laden zu einer körperlich-gegenständlichen Auseinandersetzung mit dem künstlerischen Objekt ein, zur sinnlichen Entdeckung von Werkstoffen, Schaffensprozessen und Installationsorten.

Die biomorphe, sinnliche Anmutung der Formensprache Deacons suggeriert eine Verwandtschaft mit dem Werk von Jean Arp. Obwohl manche seiner Plastiken an das Register des organischen Lebens anknüpfen, sind sie von großer minimalistischer und materialistischer Strenge. Die mobilen, fließenden Formen erwecken den Eindruck einer instabilen Choreografie voller Rätsel und Metamorphosen, die sich auch in den poetischen Werktiteln widerspiegeln. Auf diese Art vermittelt sich dem Betrachter eine Vorstellung von der Komplexität der Welt und der Relativität von Wissen und Wahrnehmung. „Nicht zu wissen, ist ein guter Zustand in der Kunst“, sagte dazu Deacon.

Die Ausstellung umfasst rund 40 Skulpturen aus den von bemerkenswerter Kontinuität gekennzeichneten 40 Schaffensjahren des Künstlers. Erstmals zu sehen sind auch sehr frühe Arbeiten aus Deacons letzten Studienjahren an der Saint Martin School of Art und dem Royal College of Art: Skulpturen, Zeichnungen, Fotografien und Texte zu seinen Performances dokumentieren die konzeptuelle Verankerung von Deacons Werk und sein starkes Interesse am Entstehungsprozess. Breiten Raum widmet die Schau schließlich der Zeichnung, die der Künstler schon früh zu einem zentralen Bestandteil seines bildnerischen Schaffens machte, sowie den fotografischen Arbeiten.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog in französischer, deutscher und englischer Sprache. Er enthält neben Aufsätzen von Kunstkritikern, die das Schaffen Richard Deacons begleiten und hier einen Gesamtüberblick über seine künstlerische Laufbahn geben, alle in der Ausstellung gezeigten Werke sowie einige Schriften von Richard Deacon.

Die Ausstellung ist eine Koproduktion mit dem Sprengel Museum Hannover, wo sie vom 23. Januar bis 15. Mai 2011 zu sehen ist.

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Richard Deacon
The missing Part
Kuratoren: Joëlle Pijaudier-Cabot, Estelle Pietrzyk, Ulrich Krempel