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Rindon Johnson: CIRCUMSCRIBE
31.03.2019 - 28.07.2019 


In CIRCUMSCRIBE, Rindon Johnsons erster institutioneller Einzelausstellung in Europa, untersucht der Künstler materielle und konzeptuelle Formen der Zirkulation und des Eingeschlossenseins in Bezug auf Kapital und Konsum sowie Sprache, Bilder, Körper und neue Technologien. Neben bekannten Werken umfasst die Ausstellung neue Video- und Virtual Reality-Arbeiten, eine ortsspezifische Livestream-Installation sowie einen in Kooperation mit Milo McBride produzierten Soundtrack.

Das englische Verb to circumscribe hat unterschiedliche Bedeutungen. Es heißt zum einen „einschränken“ oder „eingrenzen“ und wird in Verbindung mit dem Errichten oder Einhalten von Grenzen gebraucht. Zum anderen bedeutet es „kennzeichnen“ oder „einfassen“ im Sinne von „umranden“ und beschreibt so auch den Umkreis in der Geometrie. Beide Definitionen implizieren jedoch eine räumliche Grenzziehung, die je nach Kontext oder dem jeweiligen Blickwinkel als fürsorglicher Akt oder gewaltsame Maßnahme erachtet werden kann.

Johnsons Untersuchungen, die stets mit Sprache beginnen, kehren am Ende auch immer wieder durch die Titel der Werke zu ihr zurück. Jedes einzelne entsteht aus einem konstanten Dreiecksverhältnis aus Lyrik, Video oder Objekt sowie dem oder der Betrachter*in. Für Johnson ist Sprache keine nachträgliche Ergänzung, sondern ein wesentlicher Bestandteil eines jeden Werkes – sie ist eines der zahlreichen Materialien, die er findet, sich aneignet, in neuen Kombinationen zusammensetzt und benutzt, um Fragen hinsichtlich Autonomie und Macht aufzuwerfen. In Johnsons Arbeiten ist es die Sprache, die die Autarkie des Kunstwerks testet, in dem sie nahelegt, dass das skulpturale Objekt und das Geschriebene gleichwertig sind.

In diesem Aufeinanderprallen von Sprache, Objekt und Rezipient*innen erforscht Johnson die komplexen Hierarchien, auf denen unsere Gesellschaften gegründet sind, und stellt deren Legitimität und Lesbarkeit auf den Prüfstand. Er tut dies, indem er sich für einen radikal subjektiven und persönlichen Standpunkt entscheidet und in seinen Arbeiten auch solchen Momenten Raum gewährt, die unbestimmt bleiben und mehrdeutig sind. Mithilfe der Sprache richtet Johnson unser Augenmerk auf die oft unterschwellige, gleichwohl tiefgreifende Gewalt, wie sie nicht nur seine eigene Lebenswelt, sondern auch die tagtäglich gelebten Erfahrungen einer und eines jeden von uns prägt. Bedeutungen werden in seiner Arbeit jedoch verschleiert oder zurückgewiesen, sodass jede Äußerung zugleich ein Akt der Ablehnung ist – eine Weigerung, sich den Regeln zu unterwerfen, und andererseits auch eine Weigerung, kommentarlos zu verschwinden. Stattdessen finden wir uns mit einer Sehnsucht konfrontiert, die einengenden Zustände, all die unterschiedlichen Käfige und Kategorisierungen, die unser Hier und Jetzt bestimmen, zu überwinden.

CIRCUMSCRIBE ist Teil des einjährigen Programms horizontal vertigo in der JULIA STOSCHEK COLLECTION in Düsseldorf und Berlin, kuratiert von Lisa Long.