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Die Konrad Fischer Galerie freut sich, die dritte Einzelausstellung von Rita McBride unter dem Titel „Gesellschaft“ ankündigen zu dürfen.

Der Begriff der Gesellschaft ist seit jeher ein problematischer: dass es sie als Form einer organisierten wie organisierenden Gemeinschaft von Individuen gibt, ist auch heute kaum zu bestreiten - und das trotz Margaret Thatchers berüchtigter, zum Dogma einer neo-liberalen Politik der angeblich absoluten Selbstverantwortung des einzelnen Marktakteurs gewordenen Äußerung von 1987. Gleichzeitig ist seit dem Objekt-Werden der Idee von Gesellschaft durch ihre wissenschaftliche Betrachtung im 19. Jahrhundert die Unmöglichkeit eines solchen Unterfanges evident. Denn wie soll sich etwas empirisch fixieren lassen, was selbst als Begriff lediglich Signifikant ist für das ewig Prozessuale per se: die Produktion der Verhältnisse menschlicher Gemeinschaft.

Die spezifischen Mechanismen und Strukturen, die für unsere Gesellschaft und damit auch für unsere alltägliche, individuell erfahrene Lebensrealität konstitutiv sind, entziehen sich oftmals direkter Sichtbarkeit und lassen sich lediglich retrospektiv von ihren Effekten her untersuchen.

In ihrer künstlerischen Praxis findet Rita McBride hier ein Potential: durch Sezession und Überhöhung, durch Serialität und materielle Transformation, wie auch den Modus der Ausstellung als spezifischen Modus des Sehens überhaupt, lässt sie einzelne Elemente herausgestellt fokussieren und ihre funktionellen Kontexte sichtbar rendern.

In ihrer aktuellen Werkgruppe untersucht die Künstlerin Schlüssel als Material und Kulturtechnik, die in ihrer Funktionsweise als von aktivierenden Kontexten abhängige Aktionspotentiale nicht nur zentrale Mechanismen der Strukturierung von Zugang innerhalb menschlicher Gemeinschaften sind, sondern auch Allegorien auf vielfältige gesellschaftliche Phänomene bilden. Und so wie bestimmte Schlüssel lediglich bestimmte Schlösser zu öffnen vermögen und ein Schlüssel ohne das Wissen um das zugehörige Schloss ohne Bedeutung ist, so sind Zeichen und Ornamente, als Elemente der visuellen Organisation einer Gesellschaft, auf einen jeweils spezifischen Kontext zur Entfaltung von Bedeutung angewiesen und Formen von Semantik stets auch Effekte einer Pragmatik.