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Galerie Klosterfelde freut sich sehr, eine Ausstellung mit der brasilianischen Künstlerin Rivane Neuenschwander ankündigen zu dürfen. Es ist ihre zweite Einzelausstellung in Deutschland nach dem Frankfurter Portikus im Jahre 2001. Neuenschwander, die 1967 geboren wurde und in Belo Horizonte lebt, hat in den letzten Jahren ein poetisches künstlerisches Vokabular aus Installationen, Skulptur, Fotografie und Video entwickelt, und verbindet dabei Einflüsse aus der seriellen konzeptuellen Kunst und aus dem brasilianischen Neo-Concretismo der 1970er Jahre mit einem sensiblen Bewusstsein für Materialien aus ihrer alltäglichen Umgebung. Zu einem großen Maß befasst sich ihre Arbeit mit Sprache, sei es der mündlichen, schriftlichen oder gestischen, und deren Übersetzbarkeit bzw. ihrer nicht-ordnenden und bedeutungslosen Prinzipien wie man sie z.B. in Sprachspielen und Zufallsbegegnungen findet.

Für ihre Ausstellung bei Klosterfelde hat die Künstlerin die Galerie in drei Räume unterteilt und dabei drei räumliche Skulpturen entwickelt, die jeweils unterschiedliche Teile der Galerie betonen: den Boden, das Raumvolumen, und die Wand. Den ersten Raum dominiert eine große Bodenskulptur mit dem Titel "Wer da kommt bin ich (Alarm-Floor)". Angeregt wurde sie durch eine alte japanische Bodenkonstruktion im Ninomaru Palast in Kyoto, bei der der Boden so präpariert war, dass bei Betreten der Holzbohlen darunter angebrachte Nägel wie zartes Vogelgezwitscher zu quietschen anfingen. Dieser Boden wurde in Zusammenarbeit mit den Musikern des brasilianischen Duos O Grivo rekonstruiert, die "Instrumente" aus Büchsen und Metallstäbchen entwickelten und unter langen Kieferbrettern anbrachten. Beim Betreten des Bodens und mit jedem weiteren Schritt werden Töne erzeugt, durch die der Besucher auf seine Bewegungen und seine eigene Präsenz im Raum aufmerksam gemacht wird. Für die zwei Zeichnungen im hinteren Bereich des Raumes mit dem Titel "First Love (Spoken Portrait)" wurden Personen gebeten, ihre erste Liebe einem Phantombildzeichner zu beschreiben. Die individuelle Erinnerung an das einst geliebte Gesicht wurde so in ein üblicherweise zu Fahndungszwecken benutztes Phantombild umgewandelt. Dieser Widerspruch korrespondiert mit dem Boden, bei dem eine Alarmanlage in ein partizipatorisches Klangsystem verwandelt wird, das Töne aus der Natur imitiert.

Im zweiten Raum bildet die von der Decke hängende Installation "Crossed-Info" ein großes, drei-dimensionales Kreuzworträtsel. Es sind gefundene Sätze, die als bunte Spruchbänder das Straßenbild Brasiliens dominieren, Reklamesätze, die in aller Direktheit ein Haus verkaufen, einen verlorenen Hund suchen oder die Eröffnung eines Schönheitssalons ankündigen. Die Sätze wurden in einzelne Buchstaben zerteilt und auf Stofffetzen gemalt, die im Raum so in Bahnen aufgehängt sind, dass sich ein räumliches Netz von Nicht-Information bildet. Die sich überlappenden Bildinformationen erzeugen eine Fülle von Buchstaben und Wörtern, deren kommunikative Funktion am Ende ins Leere läuft. In der Arbeit "[…]" im letzten Raum lädt ein Tisch mit einer Schreibmaschine den Ausstellungsbesucher dazu ein, sich hinzusetzen, einen Brief zu schreiben und diese an die grüne Filzwand zu pinnen. Die Schreibmaschine wurde so manipuliert, dass alle getippten Buchstaben außer den Zahlen und Satzzeichen als Punkte erscheinen. Was übrig bleibt ist ein formale Reihung von Punkten und Zahlen auf weißem Papier, sinnlose sich wiederholende Notationen, die die intime Botschaft ihrer Autoren verbergen. Über die Zeit der Ausstellungsdauer wachsen die Briefe auf der grünen Pinnwand zu einem großen Wandgemälde zusammen, das Bedeutung nur für diejenigen bereithält, die sich daran beteiligt haben.

Pressetext

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Rivane Neuenschwander
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