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Robert Schad (*1953 in Ravensburg/D, lebt in Larians/F) gehört zu den bedeutenden Plastikern der Gegenwart. Als einzige Schweizer und letzte Station einer Ausstellungstournee, die im September 2009 unter dem Titel Robert Schad – Der Linie lang im Kunstverein Reutlingen begann, kann die Kunsthalle Ziegelhütte auf drei Stockwerken die Vielfalt und Komplexität der zeichnerischen und plastischen Arbeiten des Künstlers vorstellen. Damit wird der kuratorische Schwerpunkt der Bildhauer-Ausstellungen und Rauminszenierungen fortgesetzt, der im März 2007 mit der Ausstellung Wilhelm Mundt – Trashstones eingeleitet wurde – und letztlich in den regelmässigen Präsentationen der Plastiken Hans Arps im Skulpturensaal der Kunsthalle Ziegelhütte (seit 2003) seinen Ursprung hat.

Robert Schads eigens für die Kunsthalle Ziegelhütte konzipierte Werkkombination reiht sich nahtlos in die Ausstellungen von Arp und Mundt über Wolfgang Nestler bis Hanna Roeckle und Miriam Prantl, in der vornehmlich Grenzpositionen der modernen und der zeitgenössischen Plastik und Skulptur (manchmal auch Raumarbeit) gezeigt werden – ohne dass die Grenze zum Objekt oder Ready-made überschritten wird. In der Ausstellungsreihe wird bewusst das Handwerkliche, das Selbst-Gemachte thematisiert, als Ergänzung zu den Dinginszenierungen, welche man in vielen anderen Museen bewundern kann.

Robert Schads bekannteste Arbeiten im öffentlichen Raum sind der 1986/87 realisierte, 136 m lange Stuttgarter Weg, der zwei Regierungsgebäude miteinander verbindet, und das 2007 auf dem Pilgerplatz des Santuário de Fátima in Portugal errichtete Cruz Alta, welches das Glaubenssymbol Kruzifix in eine 36 m in die Höhe strebende Glaubensfigur übersetzt. In diesen beiden Arbeiten wird jenes grundsätzliche Phänomen deutlich, welches Robert Schads Werk sowohl im zeichnerischen wie auch im plastischen Werk kennzeichnet: die Balance zu halten zwischen der Linie als eindeutig raumbeschreibendem und raumformendem Moment und mehrdeutiger Zeitschiene.

Robert Schad formt in seinen Plastiken aus massivem Vierkantstahl Figuren, die zugleich aus Körper und Zeichnung wahrgenommen werden. Das lineare Geflecht entsteht dabei nicht durch das Biegen des Materials, sondern durch eine Addition unterschiedlich langer und gerader Teile, die miteinander verschweisst werden – als würde ein Bleistift im Raum angesetzt, eine Linie gezogen, abgesetzt, und eine andere Linie hinzugefügt, welche wiederum in eine andere Richtung strebt. Die Begegnungspunkte der Stahllinien, die Schweissnähte werden verschliffen und erscheinen gelenkartig – charakterisieren jedes einzelne Element einer Plastik als Energielinie, in der die Kraft einer körperlichen Bewegung verdichtet ist.

In gewisser Weise wird die physische Schwere des Materials Vierkantstahl aufgehoben, das „heavy metal“, an sich dumpf und ausdruckslos, wird umgewandelt in fast tänzerische Bögen, Sprünge, Drehungen, Überschneidungen usw., die trotz aller Monumentalität grundsätzlich am menschlichen Mass, eben an den Bewegungen des menschlichen Körpers, seinen Proportionen und Ausdehnungen orientiert ist. So vereinigen sich in den Plastiken Robert Schads konstruktive Klarheit oder Transparenz mit einer expressiven Geste, die unmittelbar auf das Raum- und Körpergefühl der Betrachter wirkt. Die Zeichnungen Robert Schads, mit schwarzem Lack auf weissem Stahlblech aufgetragene Bewegungsspuren, sind zugleich Konstruktionszeichnungen, in denen plastische Ideen vorformuliert oder auch nachempfunden werden. Im Spiel zwischen weissem Grund und schwarzer Linie entfaltet sich ein Universum, das mal Raum, gar Landschaft suggeriert, mal Erinnerung an eine Geste oder an einen Tanzschritt ist – und manchmal einfach Fragment einer im Raum schwebenden Figur sein will.

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Robert Schad
Heavy Metal
Skulpturen und Zeichnungen