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Robert Zandvliet. Le Corps de la Couleur
19.02.2022 - 02.04.2022
Eröffnung am 19. Februar 2022, 17-21 Uhr

Robert Zandvliets Malerei kann als visuelle Farbphilosophie verstanden werden. Nach „Seven Stones“ (2013) und „Stage of Being“ (2018) zeigt Bernhard Knaus Fine Art im Frühjahr 2022 die dritte Einzelausstellung des niederländischen Künstlers in den Frankfurter Galerieräumen.

Den Kern der Ausstellung bilden die vier großformatigen Gemälde „Abendrot“, „Vos“, „IJs“ und „Git“. Jedes dieser Werke verkörpert jeweils eine Farbe, der Zandvliet eine passende Form, ein Bild ihrer optimalen Manifestation, zuordnet. Diese Auswahl beruht auf der subjektiven Wahrnehmung des Künstlers, ihr Ausgangspunkt liegt jedoch stets bei der Farbe an sich. Vor diesem Hintergrund stellen sich Fragen nach dem Wechselspiel von Form und Farbe, die in naturwissenschaftlichen und kulturwissenschaftlichen Kontexten immer wieder diskutiert werden. Die Titel der vier zentralen neuen Werke stellen das in ihnen anklingende Zusammenwirken von assoziativer und intuitiver Farbwahrnehmung heraus. Der Begriff „Vos“ trägt beispielsweise zum einen die niederländische Bezeichnung für das Tier Fuchs in sich, dessen rotbraune Farbgebung sich im dazugehörigen Gemälde wiederfinden lässt. Zum anderen ist es das Wort, mit dem im niederländischen und im deutschen Sprachraum jene Art kastanienbraunes Pferd benannt wird, dessen Stirn mit Blesse ebenfalls in diesem Werk zu erkennen ist.

Die etymologische Dimension der „Le Corps de la Couleur“ Reihe und die Motiv- und Farbsetzung sowie die Genres der ihr zugehörigen Gemälde reflektieren Robert Zandvliets Interesse an Formen von Variation; vielleicht zeigen sie sogar ein wenig Spiel. Denn in seinen Arbeiten sind Bildgegenstände Kippfiguren in einem Raum zwischen Abstraktion und Figuration. Diese Loslösung von Darstellungstraditionen im Sinne eines Erkenntnisgewinns durch die Malerei selbst nimmt ihren Ausgang in Zandvliets künstlerischer Praxis. Die Anwendung variierender Maltechniken macht verschiedene Herangehensweisen an das Thema Bildfarbe und an die körperliche Erscheinung von Farben erst möglich. Während die natürlich wirkende Tiefe des Werkes „Git“ durch den Farbauftrag von Acrylfarbe mit einer Farbwalze auf nicht grundierter Leinwand zustande kommt, werden pastos gespachtelte Reliefs und Ausschnitte des Malgrundes in „IJs“ zu Lichtpunkten, die die Betrachterinnen und Betrachter in einer Kombination mit Schichten von Sprüh-, Öl- und Acrylfarbe tief in ein Meer aus Eisschollen eintauchen lassen.
Mit der Serie „Le Corps de la Couleur“ lässt Robert Zandvliet das Publikum im Hinblick auf Phänomene der menschlichen Wahrnehmung an seiner Suche nach der ultimativen Form von Farbe teilhaben. In Anlehnung an vorherige Werke seines Oeuvres beleuchtet der Künstler Farbe anhand ihrer elementarsten Grundkomponenten: optische Reize, physiologische Valenzen und psychologisches Empfinden.

Um das Elementare drehen sich auch die erstmals in dieser Ausstellung gezeigten Arbeiten aus der Werkserie „Les Jardins“. Zandvliet entwickelt in ihr die Idee des paradiesischen Gartens und die Darstellung von Natur weiter. Ohne Horizont oder dergleichen stehen hier anstelle der Idee einer Landschaft die detailreiche Beschaffenheit und die Strukturen der Natur im Vordergrund. Ein expressiver Pinselstrich lässt in Farbtönen von sanftem Jadegrün über lebendiges Seegrün bis hin zu mysteriösem Tannengrün Bildelemente und -ebenen miteinander verschmelzen. An seinem Ende bietet uns Robert Zandvliet eine neue Aussicht auf zeitgenössische Malerei: eine Art der Malerei, die sich Zuschreibungen und -ismen entzieht und sich gleichermaßen öffnet für Fragen an ihre Konstitution, Wahrnehmung und Auslegung.

Robert Zandvliet (*1970) lebt und arbeitet in Haarlem, Niederlande. Er wird von Bernhard Knaus Fine Art (Frankfurt), Galerie Peter Blum (New York), Galerie Knoell (Basel) und Galerie Onrust (Amsterdam) repräsentiert. Zandvliet wurde mit internationalen Kunstpreisen ausgezeichnet und seine Werke sind unter anderem in der Sammlung des Stedelijk Museum vertreten.