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Rosa Barbas Filme konstruieren Utopien, mögliche Welten, die aus dem Handlungsbedarf entspringen, den die Leerstellen und Verschiebungen der Realität stetig erzeugen. Sie sucht Barba in ihren Filmen auf, und aus ihnen rekonstruiert sie Wirklichkeit und Möglichkeit als aufeinander bezogene, untrennbare Welten.  Durch die Verwendung des Filmformats, des Zelluloids und der ihm zugehörigen Projektoren, setzt Barba die installative Basis einer künstlerischen Produktion zusammen, die den Film als Aufzeichnungsmedium ungleichzeitiger und brüchiger Konzentrationspunkte der Gegenwart und Vergangenheit verwendet. Barbas Filme folgen diesen Spuren nicht nostalgisch, sondern zeichnen die stetige Ungleichzeitigkeit unserer Zeit als Bild einer inhomogenen Realität nach, in der das Utopische immer bereits subsistiert. In ihren Rekonstruktionen der Realität wird Fiktionalität zum Hebel eines politischen Blicks.

Ab dem 01. Mai 2009 zeigt carlier | gebauer im Projektraum Barbas Filminstallation “Western Round Table” (2007). Die Installation ist Teil einer Trilogie, deren weitere Filmarbeiten, “They Shine” und “Waiting Grounds” bereits auf der Torino Triennale und in der Kunsthalle Basel gezeigt wurden. Allen dreien ist ihr geographischer Ausgangspunkt gemeinsam, die Mojave Wüste in Kalifornien. In ihr drehte Barba das Filmmaterial für “They Shine” und “Waiting Grounds”. In beiden Filmen werden Bilder verlassener oder nur technisch belebter Orte mit Audiomaterial überblendet, dass den Szenerien eine suggestive zweite Ebene hinzufügt. “Western Round Table” verbindet mit diesem Ort die Erinnerung an ein Gespräch zur Situation der modernen Kunst, welches 1949 von der California School of Fine Arts initiiert wurde, und an dem u.a. Marcel Duchamp und Frank Lloyd Wright teilnahmen. Es existieren Gruppenbilder dieses Treffens, dessen genauer Ort dennoch unbekannt blieb. Rosa Barba glaubte ihn gefunden zu haben und übersetzte diese Ahnung in eine Montage aus Erinnerungsmomenten. Es ist die ungegenständlichste und zugleich die skulpturalste Arbeit der Triologie. Für sie richtet Barba zwei 16mm Projektoren aufeinander, so dass sie wie Monumente der industriellen Vergangenheit ratternd, das Licht der Projektionslampen gegeneinander projizieren. Die Schatten, die sie so an die gegenüberliegenden Wände werfen, zeichnen die Konturen der Maschinen nach. Der Sound ihrer Motoren wird durch ein weiteres Element der vagen Erinnerung ergänzt, durch Fragmente eines Soundtracks den Ennio Morricone für einen Film Federico Fellinis schrieb, und die Barba, gemeinsam mit Jan St. Werner, neu bearbeitet hat. Barbas “Western Round Table” präsentiert eine Skulptur aus Montagen bruchstückhaften Wissens, welches sich selbst ordnet, aber nie vervollständigt. Benannt nach einem Gespräch, dass nach dem Zusammenbruch der modernen Utopien nach der Zukunft der modernen Kunst suchte, ist die Arbeit selbst ein Gespräch zwischen unterschiedlichen Zeitfragmenten. Wie die verlassenen Militärarchitekturen in “Waiting Grounds” und die endlosen Reflektorenfelder von “They Shine”, wirkt auch „Western Round Table“ wie ein Monument der Moderne nach ihrem Ende. Der Monumentcharakter lenkt den Blick auf das, was die brüchigen Bilder und Maschinerien sichtbar werden lassen - einen unabgegoltenen Handlungsbedarf, der sich auch in der zweiten gezeigten Arbeit einschleicht. Der Siebdruck „Time Machine“ (2007), zeichnet minutiös das Drehbuch eines 90min Films, angelehnt an H.G.Wells Roman „Time Machine“(1895), auf, welcher nie gedreht wurde. Nur die Szenerien, Gespräche und Erzählungen breiten sich in endlosen schwarzen Reihen auf der weißen Leinwand aus. Der Druck der Schrift ersetzt die Projektion der Bilder, die Arbeit ist selbst ein ‚still’. „Time Machine“ wirkt wie das stetige Prinzip Barbas künstlerischer Arbeit, in der sie Modernitäten in Themen, Orten und Maschinerien verfolgt, und daraus Blicke auf eine andere, erst herzustellende Gegenwart eröffnet.

In diesem Jahr sind Arbeiten von Rosa Barba auf der Venedig Biennale, sowie in der Bonniers Konsthall in Stockholm zu sehen. Ende des Jahres tourt die von Francesco Bonami kuratierte Ausstellung „Italics“ vom Palazzo Grassi in Venedig zum Museum of Contemporary Art in Chicago und im Mai wird Barba in einer von Cecilia Alemani kuratierten Show bei Gió Marconi in Mailand ausgestellt werden. Im Herbst 2009 werden Arbeiten von Barba bei carlier | gebauer in einer großen Gruppenausstellung vertreten sein und im Frühjahr 2010 folgt eine Einzelpräsentation.

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Rosa Barba
Western Round Table